Schlacht der Seen

Schlachtensee (links) oder Weißer See? Lisa und Bill haben jeweils eine klare Antwort auf diese Frage. Foto: Privat (2)

Eine Berliner Jugend gibt es nicht. Das merkt man, wenn man baden geht

 

Eines Tages in der vergangenen Woche hat sich unser Reporter Bill aus Weißensee ins Niemandsland begeben. So nennt er es, andere sprechen von Zehlendorf. Er war einer Einladung von Lisa gefolgt, die ihm zeigen wollte, wie schön der Schlachtensee ist. Für Bill, treuer Badegast am Weißen See, stand seither sein Berlinbild in Frage. Und auch Lisa hatte nach ihrem Gegenbesuch Gesprächsbedarf. Eine Seen-Schlacht.

 

Bill: Hochgekrempelte Nadelstreifen­sakkos sind offenbar bei euch ein Muss. Ich kann nicht glauben, dass mir am Schlachtensee tatsächlich Sakkoträger entgegengekommen sind. Die sitzen sogar mit teuren Armbanduhren aus dem KaDeWe am See und lassen sie in der Sonne funkeln.

Lisa: Du übertreibst! Ich bin zwar der Meinung, dass eine Uhr die ideale Kapitalanlage ist, aber ich habe noch nie erlebt, dass jemand am Schlachtensee mit seiner Uhr prahlt. Und jemanden anhand seiner Uhr zu beurteilen, ist auch total oberflächlich. So sind wir nicht am Schlachtensee, ihr aber offenbar.

 

Manch einer von euch sitzt mit dem weißen iPad dort und checkt superwichtige Mails, bevor er sich mit seiner top-stylischen Begleitung über Eliteunis unterhält.

Oh, wie einfach ist die Welt, wenn man sie sich mit Klischees zusammenhält. Wenn man eine wichtige Mail erwartet, dann checkt man eben sein Postfach. Dafür sind die Tablets doch auch erfunden worden: um trotz unerledigter Arbeit am See sein zu können. Am See geht man eben nicht nur baden, und ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte.

 

Was hat das mit einem ordentlichen Ausflug zu tun? Wo bleibt da die Freude am Rumlümmeln und Nichtstun? Warum seid ihr bloß alle so verkopft und unentspannt in Zehlendorf?

Wieso verkopft? Nur weil du einmal da warst und vielleicht gesehen hast, dass die Leute am Schlachtensee andere Klamotten tragen und andere Dinge tun, denkst du, wir sind uncool. Wir sind nicht uncool. Vielleicht anders. Und wer anders uncool findet, ist selbst uncool.

 

Ich meine ja nur, dass die alle gar nicht ausgesehen haben, als ob sie Spaß hätten. Ein See ist zum Vergnügen da: Leute werfen Frisbees, Hunde planschen im Wasser, wer will, reißt sich alle Kleider vom Leib und cremt sich mit öligem Sonnenschutz vom Discounter ein. Wir grillen mit stinkender Holzkohle und hochgefährlichen Brandbeschleunigern – bis das Ordnungsamt kommt, kurz schimpft und wir uns eine andere Stelle im Park suchen.

Ich weiß, ich habe es gesehen. Wir können auch Spaß haben, du warst nur zur falschen Zeit da. Bei uns geht es ab 19 Uhr erst so richtig los.

 

Bereits kurz nach 19 Uhr ist es um den Weißen See herum so verqualmt und versifft, dass vorbeilaufende Passanten versehentlich ins kaum noch erkennbare Gewässer plumpsen. Insofern würde ich dann auch lieber an deinem See weiterfeiern.

Dann bring deine Lautsprecher und ein paar Frisbees mit.

 

Gespräch: Bill Schneider, 17 Jahre, und Lisa Brückner, 21 Jahre

 

Oder gibt es vielleicht diesen einen dritten See, der wirklich der beste ist? Diskutiert mit.

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