Für mehr Frieden unterm Baum

Schreckliches Geschenk ausgewickelt? Dieses Jahr gibt’s kein Entgleisen der Gesichtszüge. Mit diesen Vorschlägen seid ihr auf der sicheren Seite. Foto: Raufeld/Harmsen

Seid gut vorbereitet auf Fondue-Besteck & Co: So reagiert ihr souverän aufs Grauen im Geschenkpapier


Von Vivian Yurdakul, 22 Jahre


Traditionell sind Dezember und Januar die Monate, in denen Kaufhäuser den regsten Kundenverkehr zu verzeichnen haben. Das liegt da­ran, dass all die Geschenke, die im Dezember gekauft werden, im Januar von enttäuschten Beschenkten wieder umgetauscht werden. Zuvor kommt es jedoch am 24. Dezember unter dem Tannenbaum zu schauspielerischen Höchstleistungen. Die redaktionsinterne Umfrage, die im Vorfeld der Entstehung dieses Textes durchgeführt wurde, ergab, dass sich so mancher Jugendreporter jedes Jahr selbst übertrifft, wenn es darum geht, glaubhaft Freude vorzuspielen. Zum Beispiel über das erste eigene Fondue-Besteck. Ich habe mich selbst von dieser Leistung überzeugen dürfen, wir haben Profis unter uns.


Neben vermeintlich nützlichen Haushaltsgegenständen sind auch Bücher Geschenke, die ausgesprochen unfestlich ausfallen können. Beispielsweise kann es der Besinnlichkeit Abbruch tun, wenn der Großvater seinem Enkel zum Fest der Liebe feierlich das aus seiner Privatbibliothek stammende Monumentalwerk „Panzer und Kampfschiffe des Zweiten Weltkriegs“ überreicht. Wer hier souverän reagieren möchte, sollte mindestens seit Beginn der Adventszeit einen überrascht-interessierten Blick vor dem Spiegel geübt haben, gepaart mit einem Satz wie: „Wie interessant, mit diesem Thema habe ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt.“ Und wer kennt sie nicht, die Tante, die jeden Geburtstag, auch den von Jesus, nutzt, um einem ein Buch zu schenken, in dem einem eine renommierte Diplom-Astrologin mit Abschluss an einer Privatuniversität in Wladiwostock die Bedeutung des eigenen Sternzeichens erklärt. In diesem Fall bietet sich der glücklich-selige Blick an, der besagt: Wenn du es mir nicht geschenkt hättest, hätte ich es mir selbst gekauft. Besonders gut macht er sich in Kombination mit dem Satz: „Was für ein Glück, das Jahrbuch Sternzeichen 2011, das du mir letztes Jahr geschenkt hast, ist ja jetzt bald schon wieder Makulatur.“


Besonders vorsichtig müssen Menschen sein, die von ihrem Partner beschenkt werden. Die Erfahrung zeigt, das nur wenige Mädchen ehrlich erfreut sind, wenn sie von ihrem Freund Unterwäsche geschenkt bekommen, die nicht mit einem „Bitteschön!“, sondern eher mit einem „Bitte! Bitte! Bitte!!!“ überreicht wird. Schätzungen zufolge stehen Jahr für Jahr mehrere Tausend Mädchen vor der Herausforderung, einen Blick aufzusetzen, der Freude, Skepsis und Selbstironie vereint, um sowohl den gespannten Freund als auch die umstehende Verwandtschaft nicht zu brüskieren. Das gleiche gilt für Jungen, die beim Öffnen eines Geschenkumschlags ihrer Freundin einen Friseurgutschein zutage fördern, der mit der unausgesprochenen Bitte einher kommt, bald so auszusehen wie der aktuelle Lieblingsstar des Monats. Im schlimmsten Fall wie Justin Bieber. Dann muss man schon Profi sein, um mit dem richtigen Blick das Jahr doch noch mal im Frieden zu Ende zu bringen. Profi oder Leser unserer Jugendseite: Noch sechs Tage habt ihr Zeit, unsere nebenstehenden Vorschläge für weihnachtlich-wohlwollende Mimik einzustudieren, damit am Sonnabend alle eine gute Figur machen. Aber natürlich können auch Schenker diesen Beitrag als Schablone zur Wahrheitsfindung über den Erfolg ihrer Geschenke nutzen. Friedliche Weihnachten!

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