Dieter Pfaff fragt die Jugendredaktion: Die Erfindung des Rades (als Element von Transportmitteln oder Maschinen) war ein bedeutendes Ereignis für die Entwicklung der technischen Kultur. Die Nutzung und Fortentwicklung dieser Erfindung hatte Jahrhunderte Zeit, in die Gesellschaft hineinzuwachsen. Heute werden Erfindungen, die im gleichen Ausmaß Einfluss auf unser Leben nehmen, in immer kürzeren Zeiträumen gemacht, die eine Einbindung in die Gesellschaft gar nicht mehr abwarten. Wie geht ihr mit dieser Entwicklung um?
Die Jugendredaktion antwortet: Sehr geehrter Herr Pfaff, als erstes möchte ich bestreiten, dass Erfindungen wie die des Rades alle paar Jahre gemacht werden. Entwicklungen, die das Leben der Menschen grundsätzlich umkrempeln und erleichtern, kann man an zwei Händen abzählen: die Erfindung der Schrift vor Tausenden von Jahren, die des Buchdrucks, die Entwicklung des Autos im ausgehenden 19. Jahrhundert und die beginnende Nutzung des Internets für Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungszwecke Ende des vergangenen Jahrhunderts.
Erfindungen, die heutzutage gemacht werden, sind meist nicht lebensverändernd für alle Menschen. So kommt es auf jeden individuell an, ob er eine Erfindung braucht oder nicht. Für mich als Kurzsichtige gehört die Entwicklung der Brille im 13. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Erfindungen, die die Menschheit gemacht hat, für einen Schwerhörigen ist es das Hörgerät, für einen Astronomen das Hubble-Teleskop.
Andererseits haben Sie recht, manche Entwicklungen passieren rasend schnell: Kommunikation über weite Strecken begann mit Briefen, gefolgt von Telegrammen, weiter ging es mit dem Telefon, mit E-Mails, dem Handy, Chatrooms, sozialen Netzwerken, Skype. Viele kamen da kaum mit. Vielleicht wird man bald mit 3D-Brille vor dem Computer sitzen, um das Gesicht des Gegenübers ganz real vor sich zu haben. Oder man kann sich virtuell in dessen Wohnung bewegen und mit ihm durch den Garten spazieren.
Ich finde diese Gedanken nicht beunruhigend. Jährlich werden Tausende neuer Erfindungen gemacht, doch nur die originellsten und praktischsten überleben. Und es bleibt einem doch stets das Recht, sich dafür oder dagegen entscheiden. Durch eine Überflutung an Werbung sind wir gezwungen, von klein auf zu lernen, abzuwägen und auszuwählen.
Heutzutage gibt es so viele Informationen, dass man unmöglich alle verarbeiten kann. Wichtig ist, dass man weiß, wie man an sie herankommt und nach welchen Kriterien man die Qualität von Informationen bewertet. Und genauso ist es mit Erfindungen: Es gibt zum Beispiel viele Programme, mit denen ich meinen Laptop aufrüsten kann. Wichtig ist aber nur, dass ich weiß, wie ich an sie herankomme, wenn ich sie einmal brauchen sollte.
Ihre Josephine Valeske (14 Jahre)