Klartext: Vorbilder mit Fahne taugen nichts

von Christin Horrmann, 20 Jahre


Christin Horrmann: „Wasser predigen und Wein saufen? Lächerlich!“ Foto: privat

Kürzlich sorgten in einem Vorort Kopenhagens dänische Jugendliche für Unmut bei den Erwachsenen: Vor einem Supermarkt forderten sie: „Kein Rotwein für 40- bis 65-Jährige!“ Was im ersten Augenblick lächerlich klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Koma-Saufen unter Jugendlichen ist in Dänemark ein Problem, das zu rigorosen Alkoholverboten geführt hat – allerdings nur für die unter 16-Jährigen. Alle Älteren dürfen fröhlich weiter trinken und die Jugendlichen für ihr Komasaufproblem kritisieren.


Die Forderung der dänischen Jugend ist im Ansatz richtig, denn die Doppelmoral ist nicht zu übersehen. Junge Leute können keinen bewussten Umgang mit Alkohol lernen, wenn die Erwachsenen kein Vorbild sind. Wenn Kinder beobachten, dass die Eltern bei jeder sich bietenden Gelegenheit zur Flasche oder edler zum Weinglas greifen, wachsen sie mit einer gefährlichen Vorstellung von offenbar normalem Alkoholkonsum auf.


Die Erwachsenen machen es sich zu leicht. Sie haben kein Recht auf Besäufnisse, nur weil sie älter sind. Natürlich geht ein Alkoholverbot, wie es die dänischen Jugendlichen fordern, zu weit. Das wäre auch zu einfach und würde in den Köpfen der Menschen nichts ändern. Die Lösung muss tiefer gehen. Jeder Erwachsene sollte seinen eigenen Alkoholverbrauch überdenken, den bewussten Umgang mit Alkohol vorleben. Nur dies wäre wirklich ein Verhalten, was das Attribut „erwachsen“ verdient. Ein Verhalten, das auch für uns Jugendliche und Erwachsene in Deutschland ein Vorbild sein sollte.


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