von Marie Röder, 18 Jahre
Regentanz: Mit Salz auf der Haut und sandigen Flipflops stehe ich inmitten tanzwütiger Elektrofans, die auf den Einsatz des nächsten Basses warten. Ein Sommergewitter liegt in der Luft, ich kneife angestrengt meine Augen zusammen, als ich Richtung Bühne blinzle. Der nächste DJ baut auf, die Masse wird unruhig.
Als die ersten, unerwartet sanften elektronischen Töne einsetzen, bewegen sich meine Füße wie automatisch. „I was right as I ever was, I’ve been wrong as I’ve ever been“ – „ich war mir noch nie so sicher, ich lag noch nie zuvor so falsch“, singt Fritz Kalkbrenner ins Mikrofon und löst mit „Was Right Been wrong“ eine wunder-bar melancholische Stimmung im Publikum aus.
Jeder hat wohl eine Erinnerung an einen Moment, in dem er eine solche Unsicherheit gefühlt hat. Ich schließe die Augen und tanze mit Bildern in meinem Kopf, während die ersten Regentropfen meine Haut erfrischen. „It seems the seasons fade along“ – „es scheint, als würden die Jahreszeiten weiter schwinden“, hallt es zum dichter werdenden Regen, der die meisten Festivalbesucher zur Flucht ins Trockene verleitet.
Die Nässe ist jetzt in meinen Flipflops angekommen, trotzdem kann ich nicht aufhören, mich zu den Beats zu bewegen. Die Aussage des Liedes, dass Unvernunft manchmal über Vernunft siegen muss, lässt die mahnende Stimme in meinem Kopf „Du holst dir noch eine Lungenentzündung! “ verstummen. Es fühlt sich an wie eine dieser Geschichten, die man später seinen Enkeln erzählt: „Damals, im Sommer, tanzte ich im Regen, sang lauthals. Da hat man das Leben richtig genossen“. Ich kann es in diesem Moment, die nassen Haare durchs Gesicht schleudernd, kaum erwarten, das zu erzählen.
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