von Vivian Yurdakul, 20 Jahre
Blockflötenrock: Meine musikalische Karriere endete, als ich in der dritten Klasse war. Nach nicht einmal einem Schuljahr warf ich hin – ich verließ meine Band, die Blockflöten AG der Schmargendorfer Carl-Orff-Grundschule. Zu dieser Zeit ging es unserer Blockflöten AG wohl ähnlich wie der Jugendband, von der der kandische Rocksänger Bryan Adams in seinem Song „Summer of 69“ singt. „Jimmy quit, Jody got married“, Jimmy schmiss hin, Judy heiratete, heißt es da an einer Stelle. Zugegeben: der, der hingeschmissen hat, war ich. Und geheiratet hat keiner, dafür waren wir zu jung. Aber wie die Band von Bryan Adams war auch unsere Blockflöten AG zum Scheitern verurteilt.
Das einzige Instrument, das ich heute noch spiele, ist die Luftgitarre. Ich schrammle auf ihr mit „until my fingers bleed“ bis meine Finger bluten, wenn ich morgens im Bademantel vor dem Badezimmerspiegel stehe und im Radio Bryan Adams grölt. Manchmal zertrümmere ich die Luftgitarre gegen Ende des Stücks auf dem Waschbecken. „I look back“, ich denke zurück an den Summer of 98, als unsere Blockflötenband auseinanderging. „I should have known we’d never get far“, Ich hätte wissen sollen, dass wir nicht weit kommen würden.
Vielleicht hätte ich trotzdem weiter üben und eine erfolgreiche Solokarriere starten können – wie Bryan Adams. Obwohl ich vermutete, dass das mit einer Blockflöte schwerer ist als mit einer „real sixstring“, einer E-Gitarre. So bin ich mein eigenes Publikum, wenn ich mir im Spiegel dabei zusehe, wie ich die Luftgitarre misshandle. Irgendwie glaube ich inzwischen sogar, dass Luftgitarren cooler sind als Blockflöten.
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