Wenn man sich durch gewisse Äußerungen in eine Schublade steckt, setzt man sich nur selbst unter Druck und läuft Gefahr, den Blick für anderes zu verlieren. Streckt lieber den Kopf heraus und atmet mal wieder frische Luft!
Von Mya-Neomi Neumann
„Hallo, ich bin Mya und ich esse gelegentlich auch mal Fleisch.“ Mich so vorzustellen, fühlt sich ziemlich absurd an. Also stelle ich mich nur mit meinem Namen vor, manchmal nenne ich noch mein Alter. Das machen jedoch nicht alle so. Gerade erst habe ich wieder jemanden getroffen, der mir direkt mitteilte, sich vegan und zuckerfrei zu ernähren.
Klar, man sieht sich als irgendetwas oder -jemand an – ohne dabei aber zu bemerken, sich damit selbst in eine Schublade zu stecken. Einmal dort drin, baut sich nach und nach Druck auf, zu der Person werden zu müssen, als welche man sich präsentiert.
Zurück zu meinem Beispiel: Wie sich herausstellte, bezeichnete sich die erwähnte Person auch nach regelmäßigem Konsum von nicht-pflanzlichen und zuckerhaltigen Lebensmitteln über mehrere Wochen noch als zuckerfreier Veganer. Warum? Ich sehe dahinter eine gesellschaftliche Entwicklung: Es scheint, als hätten wir Angst, dass nur wir selbst nicht genug sein könnten. Damit meine ich nicht, dass Veganer oder Vegetarier diese Ernährung wählen, um irgendwo dazuzugehören. Sondern lediglich, dass wir uns alle in einer Schublade verkriechen, die wir gewählt haben. Und manchmal, aber nur manchmal, ist es beängstigend, seinen Kopf wieder herauszustrecken.
Aber: Man braucht kein Label, um interessanter zu wirken, lediglich sich selbst. Und wenn ich ehrlich bin: Wenn du dich mir als Veganer vorstellst, bist du für mich noch lange kein übernatürliches Wesen, das in mir Bewunderung auslöst. Für mich bist du dann einfach nur ein Mensch. Ein etwas merkwürdiger Mensch.
