Pfarrer einer norwegischen Gemeinde
Beim Konfirmandengottestdienst machen sich die Konfirmanden besonders chic.

Werd’ erwachsen!?

Egal ob Firmung, Konfirmation, Bar Mizwa oder Jugendweihe – der Übergang von Kindheit zum Erwachsensein ist ein ganz besonderer Tag.

Hier stellen wir die gängigsten religiösen und nicht-religiösen Rituale vor.

Firmung

Eine katholische Messe
Beim katholischen Salbungsgottesdienst bekommen die angehenden Firmlinge mit geweihtem Öl ein Kreuz auf die Stirn gemalt. (c) St. Theresia vom Kinde Jesu / CC BY 2.0

1437 Jugendliche ließen sich 2013 in Berlin und Brandenburg firmen. Für viele von ihnen ist es ein Schritt zum Erwachsenwerden. Bei der Firmung geht es darum seinen katholischen Glauben nochmal zu bestätigen und von der Kirche als erwachsen angesehen zu werden. Denn die Firmung ist neben der Taufe und der Kommunion eins der drei Initiationssakramente der katholischen Kirche. Die Jugendlichen dürfen danach Taufpaten werden und sind ein vollwertiges Mitglied der katholischen Kirche.

Das ist auch ein Grund warum Miriam Kischka, eine 14-jährige Schülerin aus Berlin, sich dazu entschieden hat dieses Jahr ihre Firmung in der Herz-Jesu Gemeinde in Prenzlauer Berg zu machen. Sie erklärt: „Durch die Firmung werden viele Türen geöffnet, zum Beispiel kirchlich heiraten.“ Die Firmung wird meistens im Alter von 14 bis 16 Jahren empfangen. Aber bevor man die Firmung empfängt muss an einem Vorbereitungskurs teilnehmen. In Miriams Gemeinde kann man sich aussuchen, ob man ein halbes Jahr lang einmal pro Woche einen 90-minütigen Unterricht besucht oder ob man circa 12 Tage mit anderen Firmlingen pilgern geht. Über den Unterricht erzählt sie: „Man kann es nicht wirklich Unterricht nennen: Wir sitzen in Gruppen und reden über ein bestimmtes Thema während wir essen und Spiele spielen.“ Es wird auch nicht mehr kontrolliert, ob man regelmäßig in die Kirche geht, da bei der Kommunion schon darauf geachtet wurde.

Zur Feier der Firmung kommt extra ein Bischof zur Messe, salbt die Firmlinge und spricht mit ihnen über die Wahl ihres Firmungsnamens. Miriam weiß: „Die Firmlinge haben in der Messe bestimmte Aufgaben, zum Beispiel eine Fürbitte lesen oder eine Lesung halten.“ Die Firmung ist also der Abschluss der Aufnahme in die katholische Kirche bei der vor allem der heilige Geist eine sehr große Rolle spielt.

Konfirmation

Pfarrer einer norwegischen Gemeinde
Beim Konfirmandengottestdienst machen sich die Konfirmanden besonders chic.

In Berlin und Brandenburg lassen sich seit Jahren circa 11 bis 12 Prozent der Schüler eines Jahrgangs konfirmieren. Das waren 2016 über 5000 Jugendliche. Die meisten Jugendlichen lassen sich mit 14 Jahren konfirmieren, weil sie es schön finden in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden oder weil sie einfach ein großes Familienfest feiern wollen.

Für manche, wie für Justus Hartwig, ist es auch eine Familientradition: „Es war halt immer selbstverständlich für mich, weil meine Eltern und meine Geschwister auch immer in der Kirche waren.“ Die Konfirmation ist die Feier für evangelische Christen, bei der sie als vollständiges Mitglied in die Kirche aufgenommen werden. In den Augen der Kirche der Kirche gelten sie ab diesem Zeitpunkt an als erwachsen, dürfen Taufpaten werden und sie erhalten das aktive Wahlrecht für die Gemeindevertretung.

Doch vorher müssen die Konfirmanden den Konfirmandenunterricht besuchen, der aber in allen Gemeinden unterschiedlich abläuft. Bei Justus in der Gemeinde am Weinberg müssen die Jugendlichen sehr lange zum Unterricht. Er erklärt: „Ich habe zweieinhalb Jahre alle zwei Wochen 1,5 h Unterricht. Wir behandeln meistens ein religiöses Thema, aber das ist immer unterschiedlich.“ In den meisten Gemeinden ist es so gehandhabt, dass sogenannte Teamer, Jugendliche aus der Gemeinde, die ihre Konfirmation schon vor einigen Jahren gemacht haben, den Konfirmandenunterricht mitgestalten. So herrscht keine so strenge Atmosphäre und der Unterricht macht auch Spaß. Außerdem unternehmen die Konfirmanden zusammen Fahrten, oft sogar mehrere, die die Highlights der Konfirmandenzeit sind.

Aber Justus musste auch in die Kirche gehen und soziales Engagement zeigen. „Wir mussten einmal 5 soziale Aktionen machen und dann noch 12 Mal in die Kirche gehen“, erzählt er. Letztendlich ist die Konfirmation ein Segnungsgottesdienst, wo sich die jungen evangelischen Christen zu ihrem Glauben bekennen und ihre Taufe bestätigen.

Jugendweihe oder Jugendfeier

Jugendfeier in Berlin
Bei der Jugendfeier läuft es ein wenig anders ab.

Fast 10.000 Jugendliche in Berlin und Brandenburg feierten 2018 ihre Jugendweihe. Die Jugendweihe ist die weltliche Alternative zur Konfirmation und zur Firmung. Es ist ein symbolischer Akt, der den Übergang vom Jugendalter ins Erwachsenenalter feiert. Da die Tradition sehr alt ist, 1852 trat der Begriff das erste Mal auf, und zu dieser Zeit die Kinder die Schule mit 14 Jahren beendeten, wird die Jugendweihe heute mit 14 Jahren gefeiert.

Viele Jugendliche entscheiden sich für die Jugendweihe, weil es in ihrer Religion kein Fest zum Erwachsenwerden gibt oder weil sie konfessionslos sind. So auch Sophia Steinbrück: „Ich habe mich dazu entschieden Jugendweihe zu machen, weil man so ein Fest nur ein Mal im Leben feiert.“ Auch vor der Jugendweihe kann ein Vorbereitungsprogramm belegt werden, das aber nicht verpflichtend ist. In diesen Programmen sprechen die Jugendlichen über wichtige weltliche Themen und ihnen werden die Werte des Humanismus vermittelt. Die Jugendweihen werden in großen Sälen, Theatern oder Kinos gefeiert. Eine bekannte Location in Berlin ist der Friedrichstadtpalast, wo 2018 2.750 Schüler ihre Jugendweihe feierten.

Sophia erzählt von ihrer Feier im Ernst-Reuter-Saal in Reinickendorf: „Wir haben uns alle in einem Vorraum des Ernst-Reuter-Saals getroffen. Dann wurden wir in den Saal geführt und haben uns in die 1. Reihe gesetzt. Auf der Bühne gab es ein Programm mit Musik und Tanz. Am Ende wurden wir alle auf die Bühne gerufen und haben eine Rose und ein Buch bekommen und uns wurde die Hand geschüttelt.“ Festredner sind oftmals auch bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Kultur, wie Berlins Kultussenator Dr. Klaus Lederer.

Jugendweihen werden von vielen unterschiedlichen Organisationen angeboten. Die zwei bekanntesten in Berlin sind der Verein „Jugendweihe in Berlin“ und der „Humanistische Verein Berlin-Brandenburg“, wobei es beim humanistischen Verein Jugendfeier heißt.

Bar Mitzwa und Bat Mitzwa

Drei Frauen und ein Herr bei einer Bat Mitzwa
In liberalen jüdischen Gemeinden feiern auch die Mädchen ihre Bat Mitzwa.

Auch im Judentum gibt es eine Feier, die den Übergang vom Kind zum Erwachsenen kennzeichnet. Bei den Jungen heißt dieses Fest Bar Mitzwa und bei den Mädchen heißt es Bat Mitzwa. Bar Mitzwa bedeutet „Sohn der Pflicht“ und Bat Mitzwa bedeutet „Tochter der Pflicht“. Da die Mädchen sich bekanntlich früher entwickeln, wird die Bat Mitzwa bei ihnen schon mit 12 Jahren und nicht wie bei den Jungen mit 13 Jahren gefeiert. Nach der Bar oder Bat Mitzwa sind die Jugendlichen religionsmündig und müssen ihren Teil zur Gemeinde und zum Gottesdienst beitragen. Sie werden außerdem beim Minjan mitgezählt. Um einen vollständigen Gottesdienst abhalten zu können, sind zehn religionsmündige Juden erforderlich. Dieses Quorum wird als Minjan bezeichnet.

Vor allem die Bar Mitzwa wird groß gefeiert, weil sie eines der wichtigsten Ereignisse im Leben eines jüdischen Mannes darstellt. Die Jungen bereiten sich ungefähr ein Jahr lang auf ihre Bar Mitzwa vor, indem sie sich mit den jüdischen Geboten und Festen und mit dem Lesen der Tora beschäftigen, bevor sie in der Synagoge zur Tora-Lesung aufgerufen werden und das erste Mal die Gebetsriemen anlegen dürfen. In liberalen jüdischen Gemeinden dürfen die Mädchen auch aus der Tora vorlesen, aber in orthodoxen Gemeinden wird die Bat Mitzwa nicht so groß gefeiert.

Im Islam und im Buddhismus gibt es keine vergleichbare Feierlichkeit, die den Beginn des Erwachsenenalters einläutet.

Von Hannah Pieper, 14 Jahre

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