Frau und Mann stehen sich gegenüber
Sind Männer Abfall?
Klartext

Pro & Contra: In welche Tonne gehören Männer?

Nikita Vaillant findet es gut, dass eine Provokation neue Diskussionen anregt. Laura Krüger ist gegen Generalisierungen.

Alle Männer sind Müll. Das proklamiert jedenfalls ein populärer Hashtag auf Twitter – im Dienste des Feminismus. Der richtige Weg?

Pro: Auch wenn man nichts von dem Hashtag hält, als Mann kann man getrost das Smartphone aus der Hand legen und sein Leben weiterleben. Weder erinnert #menaretrash an schmerzhafte Erfahrungen, die wir aufgrund unseres Geschlechts machen mussten, noch müssen wir befürchten, dass der Inhalt uns noch einmal im realen Leben begegnet. Es gibt keine strukturelle Benachteiligung, keine gesellschaftliche Geringschätzung von Männern. Wir sitzen am längeren Hebel.

Frauen hingegen bekommen dieses Machtgefälle nach wie vor sehr real zu spüren (Gender Pay Gap, Rente, Gewalt) – auch wenn heute oft vermittelt wird, wir stünden kurz vor der Gleichberechtigung. Jeder Mann profitiert von der Ungleichbehandlung und fast jeder nimmt das auch so hin. Obwohl es ungerecht ist. Die Benachteiligung von Frauen ist etwas so tief Verwurzeltes, ich bin überzeugt, nur mit vernünftigen Worten kommt man nicht weit. In Zeiten des weichgespülten Lifestyle-Feminismus, der gerne das dazugehörige H&M-Top trägt, ist es nur gut, dass eine Provokation neue Diskussionen anregt. Allen soll klar sein, dass wir noch nicht an dem Punkt angelangt sind, an dem Feminismus kein politischer Kampf mehr sein muss.

Von Nikita Vaillant, 22 Jahre

Contra: Die Geschichten, die durch #metoo ans Licht gekommen sind, geben zu denken. Wir alle fühlen mit den Frauen mit, die Schreckliches erlebt haben, und wünschen uns, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Aber was der neue Hashtag #menaretrash bewirken will, ist mir nicht so ganz klar. Was bringt es unserer Gesellschaft, Männer als Müll zu bezeichnen? Das scheint mir nicht mehr als eine willkommene Gelegenheit für verbitterte Menschen, besonders Frauen, Männer kollektiv anzuprangern und zu beleidigen. Dass das die Lösung für irgendein Problem ist, bezweifle ich stark.

#metoo war eine Sammlung von Geschichten, die Frauen wirklich passiert sind. #menaretrash kann dazu benutzt werden, Männer einfach nur zu beleidigen. Ohne weiterführenden Gedanken. Das an sich ist schon ein Problem. Das größere Problem jedoch ist, dass sich die Frauen damit ins eigene Fleisch schneiden. Denn wie sieht das aus, wenn jetzt viele Frauen wahllos Männer beleidigen? Wirkt unglaubwürdig. In der Folge könnten viele Beiträge zur #metoo-Debatte unglaubwürdig erscheinen – und leider auch jene Frauen, die zur Polizei gehen, weil ihnen Gewalt angetan wurde. Vielleicht sind viele Männer trash. Wir sollten aber die anderen Männer nicht vergessen, denen #menaretrash ebenfalls schadet.

Von Laura Krüger, 23 Jahre

 

Beitragsbild: Pexels

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Kategorien Gesellschaft Zwischendurch

Warum ich bei Spreewild mitmache? Um mir Dinge von der Seele zu schreiben, die mich schon lange beschäftigen. Ich mache mit viele Gedanken über Missstände, Ungerechtigkeit und ähnliches – eigentlich über alles, was meiner Meinung nach schief läuft in unserer Welt. Zum Glück befasse ich mich aber auch gerne mit schöneren Dingen, wie Musik und Filmen.