Ein Mann besucht das Museum für Werte.

Meine Werte, deine Werte – unsere Werte?

Das „Museum für Werte“ regt zum Nachdenken über unsere Überzeugungen an, indem es uns mit den Vorstellungen anderer konfrontiert. Wir waren dort.

Authentizität, Freundschaft, Lebensfreude – ist ja wohl jedem klar, was diese Wörter bedeuten. Aber bedeuten sie für uns alle auch dasselbe? Geht das überhaupt? Nicht selten wird es nämlich genau so hingestellt.

Dabei steht fest, dass jeder von uns sein persönliches Verständnis von Werten hat. Klar, wir könnten im Duden nachlesen, was da so zu Freundschaft steht. Wahre Bedeutung bekommt sie aber erst durch Erfahrungen, die wir machen. Und so bleiben es auch ziemlich leere Phrasen, wenn mal wieder die Rede ist von „deutschen Werten“, die Migranten womöglich auch noch zu „lernen“ haben.

Für ein friedliches Zusammenleben bedarf es aber trotzdem gewisser Richtlinien, „kollektiver Werte“, wenn man so will. Die stehen aber sicherlich nirgends festgeschrieben. Wir müssen untereinander aushandeln, was bestimmte Werte bedeuten – Grundgesetz hin oder her. Erst die Schnittmenge aus unseren subjektiven Vorstellungen kann sich einem kollektiven Verständnis annähern.

„Deutsche Werte“ – was soll das sein?

Eben jene Aushandlung findet in der Ausstellung „Museum für Werte“ statt, zuletzt bei „48 Stunden Neukölln“ zu sehen. Sie setzt dort an, wo Werte wirklich entstehen: im Leben. Ausgestellt sind Gegenstände, die Personen mit einem bestimmten Wert verknüpfen, dazu ein Text, in dem der Besitzer berichtet, warum genau dieses Messer, dieses Schild oder dieses Stück Holz eine Bedeutung trägt. Dadurch können die Besucher erfahren, welche Wertvorstellungen fremde Menschen haben. Das ermöglicht, sich gedanklich mal außerhalb der eigenen, oftmals festgefahrenen Perspektive zu bewegen.

Es kann durchaus passieren, dass man nichts als Unverständnis für eine Anekdote übrig hat. Aber genau darum geht es ja. Die Besucher werden zugleich mit einer fremden und der eigenen Lesart der Welt konfrontiert. Das wirft dann mehr Fragen als Antworten auf, gibt zu denken. Wer mag, kann diese Gedanken aufschreiben und sie zum Teil der Ausstellung machen. Da finden wir dann die Schnittmengen.

„Behandele andere so, wie sie behandelt werden wollen.“ Jan Stassen, der Motor des Museums, hat diesen Satz im Gespräch mit mir erwähnt. Angefangen als Masterarbeit ohne Finanzierung, aber mit tatkräftiger Hilfe von Freunden, hat er vergangenes Jahr seine erste, dieses Jahr nun die zweite Ausstellung aufgezogen. Es soll nicht die letzte gewesen sein.

 

Beitragsbild: Museum für Werte

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Warum ich bei Spreewild mitmache? Um mir Dinge von der Seele zu schreiben, die mich schon lange beschäftigen. Ich mache mit viele Gedanken über Missstände, Ungerechtigkeit und ähnliches – eigentlich über alles, was meiner Meinung nach schief läuft in unserer Welt. Zum Glück befasse ich mich aber auch gerne mit schöneren Dingen, wie Musik und Filmen.