In Deutschland gibt es Hilfetelefone für Probleme verschiedenster Art - schämt euch nicht, dort Hilfe zu suchen.

Warum wir uns nicht schämen sollten, Hilfetelefone in Anspruch zu nehmen

Wenn wir Probleme haben, können uns Familie und Freunde oft helfen, sie zu bewältigen. Doch manchmal gibt es Gründe, warum wir uns nicht an sie wenden können. Auch unsere Autorin Alma war in solch einer Situation – und fand Hilfe bei einer kostenlosen Telefonberatung.

Wenn ich umziehe bitte ich meine Freunde um Hilfe, denn ich kann ja unmöglich all meine Sachen alleine durch die Stadt schleppen. Auch wenn ich mich in der Stadt verlaufe – nennt mich altmodisch – frage ich jemanden nach dem Weg.

In solchen Situationen ist es offensichtlich, dass wir Hilfe brauchen. Aber es gibt auch Momente, in denen diese Tatsache nicht so klar ist und in denen es uns schwer fällt einzugestehen, dass wir Hilfe benötigen. Gerade in Zeiten von Corona, in denen viele isoliert sind, ist es wichtig um Unterstützung bitten zu können.

Doch manchmal können oder wollen wir uns nicht an Freunde oder die Familie wenden. Für solche Fälle gibt es kostenfreie Telefonberatungen, bei denen jeder anonym um professionelle Hilfe bitten kann. Wenn wir nachts nicht alleine nach Hause laufen möchten, gibt es beispielsweise ein Heimwegtelefon. Auch zu dem Thema Sexualität bieten viele professionelle Träger anonyme Beratungen an. Und besonders wichtig ist es, in Situationen nach Hilfe zu fragen, in denen wir physische oder psychische Gewalt erfahren.

Als ich das erste Mal bei der Telefonberatung anrief, war mir das fast peinlich. Ich musste mir eingestehen, dass ich in einer Situation war, die ich nicht alleine meistern konnte. Ich musste mir zudem eingestehen, dass ich in meinem Freundes- und Familienkreis keinen Ansprechpartner hatte. Daher wandte ich mich an eine Beratungsstelle und am anderen Ende des Hörers war eine Frau. Es hat mich im ersten Moment Überwindung gekostet, dieser Fremden von meinem Problem zu berichten, doch sie hörte mir zu. In keinem Moment fühlte ich mich verurteilt oder unangenehm berührt. Im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, dass ich auf Verständnis treffe. Zudem konnte sie mich objektiv beraten und ich entwickelte eine neue Sichtweise auf meine Situation.

Ich war ihr sehr dankbar – dann redeten wir einfach noch ein bisschen über den Klimawandel und die Politik, bis wir das Gespräch beendeten. Es war zwar etwas merkwürdig, dass ich mich empowert und verstanden gefühlt habe von einer Person, die mir komplett fremd war. Doch ich habe gelernt, dass es wichtig ist nach Hilfe zu fragen und dass es okay ist, wenn das nicht immer Freunde und Familienmitglieder sind.

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Ich bin einfach nur Alma, 19, Abiturientin und immer auf der Suche nach etwas Neuem. 
In der Jugendredaktion bin ich seit Dezember 2015, weil es für mich am spannendsten ist, die Welt aus möglich vielen Perspektiven zu betrachten und dann in Worte zu fassen.