Darf ich mal die Tasche sehen?

Frauen und Mädchen lieben ihre Taschen. Doch was ist drin in den bunten Beuteln, ohne die sie nie das Haus verlassen? Hier gibt es die Antwort. Foto: Raufeld/Lisa Brückner

Marwin, 18 Jahre, fragt: Im Gegensatz zu uns Jungs habt ihr Mädchen immer und überall eure Handtasche dabei. Ich habe mich schon oft gefragt, was da so alles drin ist und wofür ihr das ganze Zeug braucht.


Lieber Marwin,

du warst doch sicher schon einmal mit Mama oder Freundin unterwegs. Was braucht man dabei? Erst einmal ein BVG-Ticket beziehungsweise Autoschlüssel. Den Wohnungsschlüssel natürlich, damit man später wieder reinkommt. Geld, falls man etwas zu essen kaufen möchte. Handy, weil immer irgendwas passieren kann. Sicher bekommst du zwischendurch Durst, und wer hat dann eine Wasserflasche parat? Du selbst bestimmt nicht! Fehlen noch Dinge wie Taschentücher, Kopfhörer, Kugelschreiber, ein Notizblock oder ein Schal…das Mysterium der weiblichen Handtasche ist simpel zu lösen, indem man deine Fragestellung stichwortartig googelt. In verschiedenen Foren habe ich folgende Stellungnahmen gefunden:


Du wirst es nicht glauben, aber je größer meine Handtasche ist, umso öfter muss ich noch Sachen meines Allerliebsten mit mir herumtragen.“

Außerdem: „Dann kommt mein Schatz und schmeißt mir seine Autoschlüssel, sein Handy und seinen Geldbeutel noch mit rein….also muss die Tasche groß genug sein, um das alles zu verstauen.“

Und: „Außerdem sind die Taschen so groß, damit zusätzlich auch all der Kram des männlichen Begleiters rein passt, wenn der mal wieder keine Lust hat, das Zeugs mit rumzutragen…“


Es scheint, als müsse man deine Frage umformulieren: Sind Frauen von Natur aus hilfsbereiter, nachgiebiger oder einfach scharf auf Rückenschmerzen? Sind es einfach die Vorbilder der schleppenden Großmutter und Mama, die sie unbewusst nachahmen? Mögen sie die Macht, die sie über ihren männlichen Begleiter ausüben können, solange sein Smartphone ihre Geisel ist?


Aber ehe wir den Text zu einer philosophischen Problemdiskussion ausweiten, versuchen wir es mit einer anderen Erklärung: Frauen haben immer alles dabei, weil Männer nie alles dabei haben. Oder nur Unwichtiges, wie mein jüngerer Bruder. Er schleppt seit Kurzem Sechs-und Vierkantschlüssel mit sich herum, eingehakt mit einem Karabiner am Hosenbund. Wenn er sich bewegt, klingt es wie in einer Besteckschublade. Die Begründung: Damit kann man Hydranten öffnen. Eine Wasserflasche finde ich dann doch sinnvoller.


Männer stellen sich Frauentaschen immer wie die magische Handtasche von Hermine Granger in den Harry Potter-Büchern vor: Der Arm verschwindet bis zur Schulter in einem Gewühl von Büchern, mystischen Zaubertränken und der Vollmöblierung einer Vierzimmerwohnung. Ich habe die Tasche meines Vaters ausgeleert. Zum Vorschein kamen neben den üblichen elektronischen Geräten und Zahlungsmitteln, Ersatzschnürsenkel für Halbschuhe und Stiefel, ein Vierkantschlüssel für Busfenster (man beachte die familiäre Zuneigung zu allen Arten von Werkzeugen), eine Mappe mit alten Kassenbons und Kochrezepten, Fahrpläne von gefühlten hundert Berliner Buslinien und zudem ein Talisman in Form einer alten elektronischen Leiterplatte aus eigener Herstellung. Zum Vergleich: Das ungewöhnlichste Etwas, das ich immer mit mir herumtrage, ist ein Brillenpass.


Liebe Männer, statt euch wieder einmal über die Größe der Handtasche eurer Freundin lustig zu machen, helft einfach beim Tragen.


Deine Josephine Valeske, 16 Jahre

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Kategorien Gefühle

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