Das dicke Ende

Am Mittwoch ist das Schuljahr vorbei. Für manche fängt nie wieder eins an. Ein Rückblick auf 13 Jahre

Von Maximilian Hennig, 18 Jahre

Auf einmal ist es vorbei: das Abiturzeugnis in meiner Hand, der letzte Tanz auf dem Abiball getanzt. Die Zukunft ist ungewiss und die Vergangenheit auf einmal wertvoll. Mir wird schlagartig bewusst, dass der erste große Abschnitt meines Lebens zu Ende ist. Die Schulzeit.

13 Jahre lang besuchte ich recht gleichgültig und ohne größere Probleme ein paar Lehranstalten dieser Stadt, und dabei standen diese Bildungsinstitutionen und ich immer auf Kriegsfuß – aus bisher ungeklärten Gründen. Schon vor meiner Einschulung versuchte ich, meine Eltern zu überzeugen, meine Geburtsurkunde zu fälschen, um meinen Eintritt in die erste Klasse ein Jahr hinauszuzögern. Aus rechtlichen Gründen konnte mein Plan nicht umgesetzt werden, und die erste Etappe meiner Schulzeit in der Grundschule begann.

In dieser Anfangsphase meiner schulischen Sozialisierung sollte ich die fundamentalen Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens lernen. Denunziantentum, Ordnung und Fleiß. Aus reiner Langeweile fügte ich mich dem Wertesystem meiner Lehrer und erhielt eine Empfehlung für das Gymnasium.

In den folgenden sechs Jahren auf der Oberschule wurde mir nicht nur lebenswichtiges Wissen vermittelt, wie zum Beispiel die Kategorisierung der Wasserschichten des Ökosystems See, sondern ich lernte auch, wie wichtig Selbstständigkeit, Selbstironie und Freundschaft sind, um im grauen Schulalltag zu bestehen. Voller Wehmut denke ich nun zurück an die kuriosen Erlebnisse mit meinen Mitschülern und Freunden in den Unterrichtsstunden, Pausen und auf Ausflügen. Wenn wir versuchten, mit prägnantem Faktenwissen die Lehrer zu beeindrucken. Meistens ohne Erfolg. Wenn wir auf Klassenfahrten nachts über Zäune kletterten, um an den Strand zu gehen, und Lachanfälle in den unpassendsten Situationen unterdrücken mussten.

Ich denke, dass neben dem Unterrichten und der Vermittlung von Wissen die wichtigste Aufgabe von Schule und Erziehung ist, jungen Menschen beizubringen, wie man sich in der Welt zurechtfindet, seine Umwelt kritisch beobachtet und notfalls verändert. Das ist den Lehrern in meinem Jahrgang gelungen, und dafür möchte ich ihnen danken.

Schließlich bleibt mir beim Rückblick auf die vergangenen Jahre nur zu sagen: Das Schlimmste an der Schule sind nicht die Prüfungen, Vorträge und Klausuren. Das Schlimmste kommt, wenn das alles vorbei ist. Diese Feststellung will natürlich kein Schüler wahrhaben, aber glaubt mir, spätestens wenn ihr euer Abschlusszeugnis in den Händen haltet, werdet ihr euch eure Schulzeit zurückwünschen.

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