Mein Block, mein Blog: Das Vorbilderbuch

Katrin Gottschalk lebt in Kreuzberg. Für ihren Blog befragt sie keine Prominenten, sondern Menschen, die ein Idol haben – jemanden, den sie bewundern und dem sie nacheifern. Für manchen ist das größte Vorbild immer noch die eigene Oma.

Mein Block:

Mein Block liegt neben dem Görlitzer Vergnügungspark in Kreuzberg. Über mir wohnt ein Elefant. Das nehme ich zumindest aufgrund der Trampelgeräusche an. Auf meiner Straße macht immer ein dicker Wursthund mit seinem Frauchen eine Verschnaufpause vom Gassi Gehen. Außerdem gibt es einen lieb verrückten Automechaniker, der alte Enten repariert und den Spätshopverkäufer Orkan – wie der Sturm.

Mein Blog:

Das Vorbilderbuch

 

In meinem Blog geht es um…

Menschen, die in einem kurzen Fragebogen ihr Vorbild vorstellen. Dabei geht es um die Eigenschaften, die man an der anderen Person bewundert, aber auch Dinge, die man vielleicht gemeinsam hat. Außerdem werden alle mit ihrem Vorbild fotografiert.

In Wirklichkeit geht es in meinem Blog…

weniger um die Vorbilder, als um die Menschen, deren Vorbild sie sind. Die Wahl hat viel mit der eigenen Person zu tun und den Wünschen, die man für das eigene Leben hat.

Ich habe das Ganze angefangen, als…

spontane Idee aus einer Frühlingsmelancholie heraus. Ich habe mich gefragt, was mit den Vorbildern passiert ist, die man früher hatte und warum man nach der Pubertät eigentlich aufhört, andere für ihre Taten zu bewundern und diese als Inspiration für das eigene Handeln zu nehmen.

Meine Inhalte erstelle ich an Orten wie diesem:

 

Der Fuchsbau in Kreuzberg. Foto: Katrin Gottschalk

Der Fuchsbau am Kottbusser Damm ist der einzige Ort, an dem ich schon zwei Bilder aufgenommen habe – mit Anna und Berit. Hinter den Fotos stecken viele Getränke und lange Gespräche.

 

Mein größter technischer Durchbruch war…

als ich festgestellt habe, dass der Selbstauslöser in dunklen Räumen Wunder bewirkt. Wenn das Licht eigentlich zu dunkel ist, um ein Foto ohne Blitz zu machen, kann man mit dem Selbstauslöser auch ein nicht verwackeltes Bild hin bekommen. Bis zum Vorbilderbuch habe ich mich eigentlich gar nicht mit der Kunst des Fotografierens beschäftigt. Jetzt freue ich mich über jeden Taschenspielertrick, der mir unterkommt.

 

Irgendwie habe ich immer noch keine Lösung dafür gefunden, wie…

ich die Blogbeiträge schneller erstellen kann. Für einen Blog bin ich eigentlich viel zu langsam mit meinen Posts. Hinter jedem Beitrag stehen so viele Gespräche über die Menschen und ihre Vorbilder. Es ist gar nicht leicht, sich auf jemanden festzulegen, dem man eine Art Vorbildfunktion zuschreibt. Gonca war bisher die Einzige, die sofort wusste, dass ihre Mutter Canan ihr Vorbild ist und schon immer war.

 

Ohne meinen Blog hätte ich folgende Leute niemals kennengelernt:

die israelische Dichterin Yona Wallach. Amit, der sie als Vorbild genommen hat, kommt aus Israel und meinte, dass Yona für ganz viele israelische Jugendliche eine Art Vorbild ist. Er hat auch ein paar Gedichte von ihr für mich übersetzt – es gibt keine Bücher von ihr auf Deutsch. Ihre Texte sind extrem verstörend und gleichzeitig wunderschön.

 

Offline trifft man mich oft hier:

Im Hebbel am Ufer. Hier arbeite ich an der Bar, bastle gerade Skulpturen aus durchsichtigem Klebeband für ein Tanzstück oder bin Stammgast beim Plattenspieler. Der Musiker Thomas Meinecke lädt sich dabei immer für einen Abend Gäste ein, die ihre Lieblingsplatten mitbringen, die dann vorgestellt und abgespielt werden. Ich mag die Situation: Etwa 100 Leute sitzen im Theatersaal und hören sich einfach gemeinsam Schallplatten an. Und laut dem Musiker Erobique klingen diese am besten, wenn sie wie ein Steak auf dem Grill knistern.

 

Gelesen wird mein Blog von…

Freunden von Freunden von Freunden.


Die kurioseste Kontaktaufnahme…

hatte ich mit meiner Mutter. Nicht wirklich kurios, aber ungewöhnlich war es, die eigene Mutter nach einem Vorbild zu fragen. Ich war mir ganz sicher, dass sie ihre eigene Mutter auswählt und dann war es Monserrat Caballé.

 

Was meinen Block betrifft, frage ich mich manchmal,…

ob ich jemals einsehe, dass der überteuerte Edeka an der Ecke ganz und gar nicht meiner Brieftasche entspricht. Aber ich kann mich nicht von dem kecken Besitzer mit Goldohrring und der nörgelnden Kassiererin trennen. Und ich zahle gerne dafür, dass in den 20 Quadratmetern Laden immer mindestens drei Angestellte herum springen.

 

Was meinen Blog betrifft, frage ich mich manchmal,…

ob ich jemals so viele Beiträge zusammen habe, dass sie für eine Panoramatapete reichen. Ich stelle es mir schön vor, in einem Raum voller Vorbilder und Wünsche zu sein.


Mein am häufigsten gelesener Post:

 

Sten eifert Mark Oliver Everett von den Eels nach.

Sten und Mark (Das muss wohl an den zwei liebreizenden Hündchen auf dem Foto liegen.)

 

Mein viel zu selten gelesener Post:

Gonca und Canan (weil ich ihn gerade erst online gestellt habe.)

 

Seit ich meinen Blog mache…

habe ich entdeckt: Nicht der Teufel, sondern das Vorbild steckt im Detail!

 

Ich will schon lange mal….

mein eigenes Vorbild finden.

 

Junge Bloggerinnen und Blogger gibt es in Berlin viele. Wir wollen ein paar davon vorstellen. Und von ihnen wissen, welche Rolle ihr Kiez in ihrem Leben und in ihrem Blog spielt.

 

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