Laura fastet Junkfood – und fragt sich, ob sie weitermachen soll

Wenn Laura Stress hat, dann isst sie. Damit ist jetzt Schluss – zumindest 40 Tage lang. Kein Fast Food mehr, keine Süßigkeiten. Denn nur wer gut isst, fühlt sich gut. Oder?

Laura Krüger, 23 Jahre

Tagebucheintrag vom 31. März: Es ist vorbei – schade eigentlich

Ich bin schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe – auch wenn es zwischendurch ein, zwei Ausrutscher gab. Ich bin auch überrascht, wie viel Spaß es gemacht hat, sich einzuschränken. Normalerweise ist das ja eher etwas Negatives, aber in dieser Situation war es eine außergewöhnliche Erfahrung die mir gezeigt hat, was wirklich mein Problem ist: Ich lebe nicht bewusst genug.

Klar, ich esse vielleicht auch nicht immer besonders gesund. Aber ich esse auch nicht ungesund, nur weil ich nicht immer an Süßigkeiten und Fastfood vorbeikomme. Vielmehr liegt das Problem darin, dass ich meiner Ernährung nicht genug Aufmerksamkeit widme sondern eher unbewusst meinen Magen fülle.

Deswegen habe ich für mich entschieden, mein gesamtes Leben bewusster zu leben: Bewusster Fernsehen zu gucken, ohne nebenbei am Handy zu sein. Am Tisch zu essen, ohne nebenbei mit anderem beschäftigt zu sein. Und über meine Handlungen allgemein besser nachzudenken. Gut, das Fasten hat mir jetzt nicht unbedingt die Lust auf Burger oder Schokolade genommen. Aber ich habe gelernt, was wirklich Appetit oder Hunger ist und was bloß Langeweile und Unachtsamkeit.

Fast finde ich es schade, dass ich jetzt nicht mehr darauf achten MUSS, was ich esse. Denn ohne die selbstauferlegten Regeln dürfte es für mich inkonsequenten Menschen schwierig werden, in Zukunft bewusster zu handeln. Der erste Schritt ist aber getan. Jetzt muss ich – nur noch – umsetzen, was ich für mich aus der Fastenzeit mitgenommen habe.

Tagebucheintrag vom 15. März: Es ist passiert – ich war unachtsam

Ich habe ein Problem. Und das ist überraschenderweise weder Fastfood noch sind es Süßigkeiten. Es ist die Willkür, mit der ich esse.

Leider muss ich zugeben, dass ich einen Tag nicht mehr ans Fasten gedacht und einfach in die Süßigkeitenschale gegriffen habe. Was schlimmer ist: dass ich danach kein schlechtes Gewissen hatte. Zumindest nicht wegen der Süßigkeiten.

Schon letzte Woche habe ich mich gefragt, ob es wirklich richtig ist, auf Süßigkeiten und Fastfood zu verzichten. Sollte man nicht eher Achtlosigkeit fasten? Ob bei Handy-, Süßigkeiten-, Alkohol- oder sonstigem Konsum – ich denke, dass es uns an Achtsamkeit mangelt. An der bewussten Benutzung von Technik, dem bewussten Umgang mit Essen und dem bewussten Umgang mit dem Leben im Allgemeinen.

Jetzt bin ich ernsthaft am Überlegen, ob mir das Fasten noch etwas bringt. Ich habe ja schon eine wichtige Erkenntnis erlangt. Aber mich reizt auch zu sehen, wie lange ich noch durchhalten kann. Mal sehen, wie es diese Woche läuft.

Tagebucheintrag vom 5. März: Einfach mal (nicht) zugreifen

Was mir in der ersten Woche so leichtgefallen ist, fiel mir diese Woche umso schwerer: nicht nachzugeben.

Es fehlt mir zwar nicht wahnsinnig, Süßigkeiten oder Fastfood zu essen. Aber ich vermisse es, einfach zuzugreifen, wenn Schokolade auf dem Tisch liegt. Oder zuzusagen, wenn einer meiner Freunde vorschlägt, einen Döner essen zu gehen. Für mich bedeutet es eben Lebensqualität, mir unterwegs einfach etwas zu essen zu kaufen, ohne weiter darüber nachzudenken.

Es geht mir körperlich super, vor allem, weil ich mich gesund fühle. Aber ich beginne langsam abzuwägen, ob es mir das wert ist: dass meine Lebensqualität darunter leidet, dass ich mich einschränke und mir etwas verbiete, statt ab und zu mal Fastfood und Schokolade zu essen.

Vielleicht sind das jetzt aber auch nur alles Ausflüchte, die ich insgeheim suche, um endlich wieder den Geschmack von Burgern genießen zu können.

Tagebucheintrag vom 24. Februar: Überraschung nach einer Woche

Zunächst dachte ich, nur auf Süßigkeiten und Fast Food zu verzichten, wäre kein Problem. Aber schon nach zwei Tagen habe ich gemerkt, wie häufig ich einfach unbewusst zur Schokolade gegriffen oder mal eben Pizza bestellt habe, wenn ich keine Lust aufs Kochen hatte. Außerdem habe ich gemerkt, wie abhängig mein Essverhalten von dem meiner Freunde ist. Bei einem gemütlichen Abend greifen alle mal kurz in die Chips-Schale und auch ich war zwei Mal kurz davor einfach zuzugreifen – weil die Schale direkt vor mir stand und nicht, weil ich wirklich Lust darauf hatte.

Aber: Ich habe nicht nachgegeben und mich danach großartig gefühlt! Auch wenn es mich sehr viel Überwindung gekostet hat. Mein großes Problem ist scheinbar gar nicht, dass ich nicht ohne Süßigkeiten und Fast Food kann, sondern, dass ich das alles unbewusst esse. Manchmal fehlt einem doch mal das schnelle Essen oder das kleine Stück Schokolade. Aber es ist nicht so, dass ich nicht drauf verzichten könnte.

Innerhalb von einer Woche habe ich ein Kilo abgenommen. Ich fühle mich einfach besser – und das schon nach einer Woche! Es ist allerdings ziemlich nervig, sich immer daran erinnern zu müssen, etwas nicht zu dürfen. Andererseits bin ich wahnsinnig stolz auf mich, dass ich das durchziehe und mir so auch selber wieder bewusstmachen kann, wie gut einem Essen tun kann.

Tagebucheintrag vom 14. Februar: Warum ich faste

Jeder bewältigt Stress auf seine eigene Weise. Manche knabbern an den Fingernägeln, andere werden launisch und ich… ich esse: viel, süß, fettig und am besten durcheinander. Während ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe, habe ich meinen Stress mit Essen bewältigt. Aber jetzt, wo alles fertig und abgegeben ist, merke ich, dass ich auf nichts mehr Appetit habe. Essen befriedigt mich nicht mehr, weil ich während meiner Prüfungsphase alles in mich reingestopft habe, was ging.

Um diese Befriedigung durch Essen wiederzuerlangen, faste ich dieses Jahr 40 Tage lang Fast Food und Süßigkeiten. Ich möchte wieder bewusster kochen, mir Gedanken machen, worauf ich wirklich Appetit habe und ob das tatsächlich Hunger ist oder nur Langeweile. Ich möchte mich wieder aufs Essen freuen und ihm eine Bedeutung geben, denn meiner Meinung nach kann gutes Essen das Leben positiv beeinflussen. Isst man gut, fühlt man sich auch gut. Und ich möchte mich nach dem ganzen Stress wieder gut fühlen.

Laura ist nicht die einzige aus der Spreewild-Jugendredaktion, die fastet:
Kapazitäten braucht das Hirn! Nikita fastet unnötige Infos.
Kein WhatsApp, kein YouTube, keine Filme: Helene fastet ihr Smartphone.
Sechs Wochen keine Notlügen – Margarethe fastet.

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Kategorien Fotoserie Lifestyle Zwischendurch

„Ich habe mir nie vorgenommen, zu schreiben. Ich habe damit angefangen, als ich mir nicht anders zu helfen wusste.“ Das sagte die Nobelpreisträgerin Herta Müller und so habe auch ich angefangen zu schreiben. Für mich ist das Schreiben seit langer Zeit mein Ventil, meine Motivation und eine Möglichkeit, meine Gedanken zu ordnen. Neben dem Schreiben sind für mich, mit meinen 23 Jahren, Bücher, Filme und alles was mit Kultur zu tun hat großen Leidenschaften. Die kann ich dank Spreewild ausleben.