Und welches Pronomen benutzt du? Zu Besuch im queeren Jugendhaus Lambda

Unverkrampft über Themen wie Intersexualität oder Transgender sprechen, Schubladendenken überwinden – das queere Jugendhaus Lambda kämpft für Toleranz, gelegentlich mit einem Augenzwinkern.

Über sexuelle Orientierungen abseits der klassischen Konditionierung zu sprechen, ist in Metropolen wie Berlin vergleichsweise etabliert. Mehr aber auch nicht. Der Studiengang Gender Studies wird nach wie vor gerne verlacht oder als belanglos abgetan. Die Vorstellung, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, ist für viele absoluter Nonsens.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass Kindern früh ein stark reduziertes Bild von vermeintlicher Normalität vermittelt wird. Deswegen gibt es Netzwerke, die ein zeitgemäßes Bild von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transmenschen, Queeren und Intersexuellen vermitteln wollen. Das Jugendnetzwerk Lambda in Prenzlauer Berg ist eines davon.

Die Spannbreite reicht von „er“, „sie“ und „es“ bis „x“, „sier“ oder einfach gar nichts.

Wer das Jugendhaus betritt, landet zuerst im gemütlichen Café Pride. Neben der Preisliste für die Getränke hängen bunte Plakate an den Wänden. Im Zimmer nebenan lässt sich die Bibliothek erkennen, in der 5  000 Bücher zu allen möglichen queeren Themen ihren Platz gefunden haben. Auf einem der Tische sind schon Perlen und Schnur für den bevorstehenden Bastelabend ausgebreitet. „Das hier ist ein Raum, in dem man viel sagen kann, ohne gleich schief angeschaut zu werden“, erklärt Projektreferentin Iris Segundo. In verschiedenen Projekten und Gruppen können die Jugendlichen Themen diskutieren, die ihnen am Herzen liegen, etwa den Gebrauch von Pronomen. Die Spannbreite reicht von „er“, „sie“ und „es“ bis „x“, „sier“ oder einfach gar nichts. Sensibilisierungs-Workshops schulen ihre Mitmenschen darin, mit queeren Menschen umzugehen.

Eines der auswärtigen Projekte von Lambda ist „queer@school“. Die Ehrenamtlichen besuchen Schulen, Jugendclubs oder Geflüchtetenheime, um darauf aufmerksam zu machen, dass sich nicht jeder Mensch in das binäre System weiblich/männlich einordnen lässt und die bekannten Formen von Sexualität nicht für alle funktionieren. Oft nicht geläufige Begriffe wie Asexualität, Aromantik und das Lambda-Jahresthema Intersexualität werden besprochen oder es wird diskutiert, wie man sich verhält, wenn in der Schule oder am Arbeitsplatz jemand das Geschlecht wechselt.

Dir wird beigebracht, dass du etwas Besonderes und genau richtig bist.

Im ehrenamtlich geführten Café Pride finden neben dem normalen Betrieb Angebote wie der monatlich stattfindende Brunch, Partys oder Bastelabende statt. Offen sind sie für alle Jugendlichen, auch für jene, die sich als heterosexuell und Cisgender definieren. Letzteres meint im Gegensatz zu Transgender, dass das biologische und gefühlte Geschlecht übereinstimmen. Franzi, die gerade an einem Ohrring bastelt, muss lachen. „Das ist ja nicht schlimm“, meint die 20-Jährige und dreht mit diesen Worten den Spieß einmal um. „Das Besondere hier ist, dass jeder aufgenommen und für seine echte Persönlichkeit mit allen Ecken und Kanten geliebt wird“, sagt Franzi. „Dir wird beigebracht, dass du etwas Besonderes und genau richtig bist.“ Das Café Pride: ein inspirierendes Gegengewicht zu unserer noch immer stark von Heteronormativität dominierten Gesellschaft.

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Kategorien Gefühle Gesellschaft Zwischendurch

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