Die Schöne und der Tintling: Ein Jugendsprache-Märchen

Die Schöne und der Tintling

Es war einmal ein Mädchen namens Bell,
cheedo und süßmo, ein hübsches Modell.
Früh am Morgen stand sie auf,
den Schlafentzug nahm sie in Kauf.

Denn das Handy konnte nicht warten,
schon war sie in ihrem Tindergarten.
Dort chattete sie hin und her,
ja Bell mochte den Banalverkehr.

Bis sie einen Swaggernauten fand
und sich dacht‘: „Den lad ich heute ein in die Bar ‚Kant’!“
Ein Fleischdesigner ohne Overcut:
Perfekt für die Yologamie, die sie gebraucht hat.

Abends im „Kant“ angekommen,
spinnte ihr Swagphone, nein ihr Tinder genaugenommen.
Mit der Bambusleitung konnte sie ihren Prinzen nicht erreichen,
Also blieb ihr nichts anderes, als zum Hopfensmoothie zu greifen.

Nach einem Drink – oder waren es zwei,
kam zu ihr ein breiter Tintling herbei.
Höchst attraktiv, genau wie es Bell gefällt,
als hätte sie sich ihn aus einem Katalog bestellt.

Doch ihr Bae von heute Morgen war nicht wie erwartet,
am fly sein, prallerisch, gemein und entartet.
Allerdings hat Bell lange kein Date mehr gekriegt,
also blieb sie, um herauszufinden, wie er tickt.

Plötzlich so schmoof und freundlich, kein Tweefer war er,
Warum? Sie bemerkte: Ihr fünftes Glas war leer.
Durch einen Dumfall fanden sie sich in seiner Wohnung vor,
wo er Bell tausendmal lallend seine Liebe beschwor.

Was sie dann taten, möchte ich lieber nicht sagen,
nur eins: Dass sie am nächsten Morgen im Bett lagen.
Völlig verkatert, erinnert sie sich an ihr kleines Duett.
Tja, nach ein paar Bieren ist auch jeder Uhrensohn ganz nett.
Isso

Wenn Sie die seltsamen Wörter, die wir grad nannten,
auch nach längerem Grübeln nicht erkannten.
Wundern Sie sich nicht, das ist die Jugendsprache 2016,
gemacht von jungen Menschen, die nach Anerkennung lechzen.
So angesagt, dass selbst die deutschen Teenies sie nicht kennen,
vielleicht sollten wir aber auch die Jugendwörter dieses Jahres deshalb aberkennen.

Salonika Hutidi, 19 Jahre

Einen Kommentar zum Jugendwort des Jahres 2016 lest ihr hier.

Foto: dpa

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Kategorien Gesellschaft Zwischendurch

Immer auf dem Sprung zu neuen Themengebieten möchte ich die Gegebenheiten der Welt aufdecken. Was ich da machen kann? Schreiben! Schreiben, über den Sinn des Lebens. Schreiben, über UN-Konventionen und Kinderschokolade. Schreiben, über die täglichen Erfahrungen eines ehemaligen Mitgliedes von Scientology. Mit großer Leidenschaft zur Recherche versuche ich die Welt besser zu verstehen und möchte alle Leser daran teilhaben lassen. Spreewild nutze ich dabei gerne um Themen anzusprechen, die im gesellschaftlichen Salon absichtlich vergessen bleiben. Das Unausgesprochene aussprechen. Die Tatsachen auf den Tisch packen. Das ist für mich Journalismus.