Unsere neue Rubrik „Kurioses & Famoses“ widmet sich den alltäglichen Kuriositäten und kleinen, fabulösen Fabelhaftigkeiten. Heute: Über „Germany’s Next Topmodel“, anspruchslose Inhalte und das Vergnügen, sich dem Trivialen hinzugeben.
Donnerstagabend, 20.15 Uhr, in einer Kaserne der Bundeswehr wird der Fernseher angemacht. Kurze Zeit später sind die Kandidatinnen der aktuellen „Germany’s Next Topmodel“-Staffel zu sehen und Heidi Klums Stimme schrillt durch den Raum. Anlass der wöchentlichen Zusammenkunft, so wird mir erklärt, sei das gemeinsame Aufregen über die Zimperlichkeit der Teilnehmerinnen.
Unwillkürlich muss ich daran denken, dass ich erst vor Kurzem in einem Gespräch genau das gleiche Argument angebracht habe, weil ich das Gefühl hatte, mich für meinen regelmäßigen Konsum dieses Formates rechtfertigen zu müssen. „Ich schaue das nur, um mich darüber aufzuregen“ ist eben ein Satz, den man sofort hinterherschiebt, wenn man sich als Zuschauer von „GNTM“, dem „Bachelor“ und Co outet.
Während meiner Schulzeit in der Kleinstadt war es essenziell, bei derartigen Formaten stets auf dem neuesten Stand zu sein – um mitreden zu können. Spätestens mit 20, so habe ich beobachtet, scheuen wir uns jedoch zuzugeben, dass wir den Teeniethemen noch nicht ganz abgeschworen haben. Im Studium ist man plötzlich mit so viel Bedeutung konfrontiert, dass man das Gefühl hat, sich mit derart trivialen Gesprächsthemen die Blöße zu geben. Niemand im Freundeskreis scheint sich mehr für anspruchslose Inhalte zu interessieren. Und wenn das Fernsehprogramm schon nicht mit intellektuellem Niveau punkten kann, dann soll man es doch bitte schön zumindest von einem gesellschaftskritischen Standpunkt aus analysieren, während man es schaut. Mal ehrlich: Insgeheim bleiben wir beim Zappen doch alle länger als nötig bei den schlecht geschauspielerten Reality-Dokus hängen.
Ja, „Germany’s Next Topmodel“ vermittelt keine weltbewegenden Inhalte. Ja, es wird unnötig aufgebauscht und dramatisiert. Trotzdem hat es die Sendung bis in die Kaserne geschafft. Und es macht Spaß, sich gemeinsam darüber aufzuregen, besonders mit Soldatinnen und Soldaten. Ich jedenfalls setze mich gerne dazu und gucke mit.