Badezimmergesänge: In dem Lied „Dusche“ gab sich der Punkrocksänger Farin Urlaub einmal der Illusion hin, alle Haushaltsgegenstände hätten sich gegen ihn verschworen. Mit Ausnahme der Dusche, der er vertraute und die ihn – zumindest im zum Lied gedrehten Musikvideo – zu guter Letzt hinterrücks meuchelte.
Im Gegensatz zu Farin Urlaub weiß ich, dass die Dusche mein Feind ist. Nach vielen Tausend Duschgängen in den letzten zwei Jahrzehnten weiß ich, was sich morgens abspielt, sobald ich das Bett verlassen habe: „First I am afraid“, zunächst bin ich besorgt, bin geradezu „petrified“, von Angst besessen, angesichts der bevorstehenden nicht nur metaphorisch kalten Dusche. In Gedanken an mein warmes gemütliches Bett befürchte ich, „I could never live without it by my side“, dass ich ohne Selbiges nicht weiterleben könnte.
Eine anerkannte Methode, mit der sich Kaltduscher rund um den Globus vom eisigen Wasser ablenken, ist das Trällern eines Liedes. Beethovens Neunte soll recht angenehm anzuhören sein. Auch die Titelmelodie von „Fluch der Karibik“ scheint angemessen. Ich habe viele Lieder ausprobiert. Ich habe gesummt, gepfiffen und gejodelt, bin mit Triangel und E-Gitarre in die Wanne gestiegen. Doch letztendlich gibt es nur eine Hymne, die meiner Stimmung gerecht werden kann. Einzig die Erkenntnis von Gloria Gaynor vermag mich von der eisigen Tortur des Kaltduschens abzulenken: „I Will Survive“, ich werde es überleben.
von Philipp Kay Köppen, 20 Jahre