Base Flying am Alexanderplatz: Fünf Sekunden für die Ewigkeit

Für mein Studium werde ich Berlin verlassen. Damit ich die Skyline meiner Heimatstadt in guter Erinnerung behalte, schenkte mir mein Freund einen Base Flying-Gutschein vom Park Inn-Hotel am Alex. 98 Meter freier Fall. Danke, Daniel!

Ich stehe auf dem Alexanderplatz, inmitten tausender Leute, und fühle mich sehr klein. Mein Blick wandert nach oben, entlang der gläsernen Fassade des Park Inn-Hotels – 37 Stockwerke, 123 Meter. Meine innere Stimme schreit mich an. Scheiße Dicker, gleich fällst du von einem Hochhaus! Nicht sehr ermutigend. Trotzdem, ich habe Bock auf die Erfahrung.

Also rein in das Hotel, das zweitgrößte Hochhaus Berlins. In der Lobby treffe ich Daniel, der den gleichen Realisierungsprozess durchzumachen scheint. Schnell noch am Anmeldestand einen Verzicht auf Schadensersatz bei möglichen Unfällen unterschreiben und rauf auf die Dachterrasse.

Etwas abseits der cocktailschlürfenden Skyline-Bewunderer stehen käsebleiche Base-Flyer, die auf ihren Sprung warten. Eine Mitarbeiterin bittet uns, unsere Hosentaschen zu leeren und fängt an, uns sehr enges Sicherheitsgeschirr anzulegen. Ich fühle mich wie in einer Babytrage auf dem Rücken einer Kiez-Mutti – eingeengt und abhängig.

Dann ist es so weit. Mein Name wird aufgerufen. Ich bin dran. Mit weichen Knien laufe über den Steg, der über die Kante des Hochhauses ragt. Freundliche Mitarbeiter hängen mich in das Sicherheitsseil ein und weisen mich überaus höflich darauf hin, dass sie mir nun gleich die Beine wegziehen werden.

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Jetzt hänge ich da – über dem Alexanderplatz, über dem Abgrund. Ich versuche, die Aussicht zu genießen. Doch mein Blick wandert immer wieder nach unten. Ein einziger Gedanke lässt mich alles andere ausblenden: Jetzt geht es los. Ich denke an nichts, lebe komplett im Moment. Die Mitarbeiterin von vorhin leitet den Countdown ein. Drei, zwei, eins – ich falle.

Ich falle und schreie was das Zeug hält. Adrenalin schießt durch meinen Körper. Ich muss das rauslassen. Innerhalb von fünf Sekunden falle ich 98 Meter. Fünf Sekunden, die diesen Tag für immer unvergesslich machen.

Unten angekommen mischen sich Dopamin und Endorphin in meine Blutlaufbahn und bilden mit dem Adrenalin einen Hormoncocktail, der mich einfach unglaublich fühlen lässt.

Ihr glaubt, ich spinne? Vielleicht. Aber dieser Fall ist einer der Höhepunkte, die ich in meinem Leben jage. Momente, in denen ich meine Grenzen überschreite. Denn nur außerhalb unserer Komfort-Zone werden wir mit Herausforderungen konfrontiert, an denen wir wachsen. Am Ende sind es genau diese Situationen, diese Erlebnisse, an die wir uns ein Leben lang mit einem Lächeln auf den Lippen zurückerinnern werden. Und genau deshalb machen diese Momente das Leben lebenswert!

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