Die um die Schafe laufen

Mehr beblökt als gejoggt.
Etwas Ungemütlicheres kann man sich kaum vorstellen an diesem Donnerstagmorgen: Es regnet, es windet und es ist ernsthaft kalt. Im Britzer Garten haben sich trotzdem etwa 4000 Schüler und Schülerinnen versammelt, um sich auf 3300 Metern warm zu laufen. Von zwei, drei Schulen gab es wegen des Wetters Absagen – die restlichen 40 haben sich nicht beirren lassen.


Am Wegesrand stecken Lehrer, Eltern und Freunde in regenfester Kleidung und feuern die jüngsten Läufer an. Es geht mit Jahrgang 2001 los. Im 10-Minuten-Takt starten abwechselnd Jungs und Mädchen. Manche Schulen schicken ihre Läufer klassenweise ins Rennen, an anderen Schulen kann man sich einfach freiwillig für den Lauf melden. Der Unterschied ist auf der Strecke schnell zu erkennen: Es gibt diejenigen, die auf der Strecke durchziehen selbst wenn es weh tut und diejenigen, die auf den Abschnitten, auf denen keiner sie sieht, vom Laufen ins Gehen wechseln.


Das funktioniert aber nur so lange, bis sie wieder an einem Orientierungsposten vorbei kommen. Dort stehen die Aufpasser. Die passen auf, dass niemand heimlich den Weg abkürzt, niemand aus Versehen ganz vom Weg abkommt und sie passen auch auf, dass niemand aufgibt. Die Aufpasser sind selbst Schüler und feuern ihre Mitschüler kräftig an. Manche laufen sogar ein Stück mit ihnen mit. Und je näher das Ziel rückt, desto mehr Mut machen sie: Nur noch 800 Meter! Nur noch 400 Meter! Nur noch dort um die Ecke und dann hast du es schon geschafft!


Zwei Mädchen halten sich an den Händen, als sie ganz geschafft durchs Ziel joggen. Zwei Jungs laufen an etwas abgelegener Stelle auch Arm in Arm, werden aber schnell abgelenkt, als sie merken, dass sie gerade an einer Horde Schafe vorbei laufen. Skudden sind das, so steht es auf dem Schild am Wegesrand. Das sieht einigermaßen grotesk aus: Wie sich tausende von Läufern um diese doch sehr entspannte Schafsgruppe schlängeln. Und die Skudden, die knabbern einfach weiter an ihrem Grasstängel.


Sarina Haynitzsch hält ihren Pokal und ihre Urkunde für den ersten Platz in den Händen.
Sarina Haynitzsch hat die Schafe wohl kaum wahrgenommen. In weniger als 14 Minuten ist sie die Strecke gelaufen und hat damit in ihrer Altersklasse gewonnen – schon zum dritten Mal. Nach der Siegerehrung strahlt sie ganz sonnig und sieht wirklich so aus, als hätte sie das feucht-kalte Wetter vergessen können. Bis zum Cross-Lauf Finale am 9. April 2011 im Reiterstadion wird sich das Novembergrau dann wieder verdrückt haben – dann macht das Siegerehren sicher noch mehr Spaß.


(Katrin Gottschalk)


Zwei erfolgreiche Cross-Läufer sind auch Keyhan Hatami und Pascal Schulze. Hier geht es zu ihren Blogs auf Spreewild:
http://spreewild.de/startschuss/
http://spreewild.de/mein-lauftagebuch/

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