Vielfalt gesucht

 Bis die Nachwuchsschriftsteller beim Treffen junger Autoren an Goethe und Schiller heranreichen, dauert es noch. Großes Potenzial haben sie aber. Fotot: Fotolia /KorayErsin
Bis die Nachwuchsschriftsteller beim Treffen junger Autoren an Goethe und Schiller heranreichen, dauert es noch. Großes Potenzial haben sie aber. Foto: Fotolia /KorayErsin

Diese Woche findet das Treffen junger Autoren statt. Die Gewinnertexte sind gut, ihre Auswahl etwas einseitig

Tod, Gewalt, Konsum – beim Treffen junger Autoren geht es um die ganz großen Themen. Der Bundeswettbewerb der Berliner Festspiele findet jedes Jahr statt. Aus insgesamt 980 Bewerbern wurden 20 Autoren ausgewählt, die vom 21. bis 25. November an literarischen Workshops teilnehmen und ihre Texte öffentlich lesen. Die Autoren sind zwischen 14 und 21 Jahre alt, unter ihnen auch fünf Berliner Jugendliche.

Viele Experimente Genauso breit wie die Altersspanne der Autoren ist auch das Spektrum der Textarten, die sie eingereicht haben: Bei den meisten Werken handelt es sich um Kurzgeschichten oder Gedichte, aber auch ein dramatischer Text ist darunter. Viele dieser Werke sind sehr experimentell. Bei einigen Beiträgen ist es schwierig, sie überhaupt einer Gattung zuzuordnen. Das ist etwas enttäuschend, nicht, weil die einzelnen Texte deshalb schlecht wären, sondern weil man sich als Leser zwischendurch einmal einen Text wünscht, der weniger anstrengend zu lesen ist.

Natürlich geht es bei dem Wettbewerb auch darum, sich literarisch auszuprobieren, seiner Schreibwut freien Lauf zu lassen. Trotzdem scheint es in vielen Fällen so, als würden die Autoren Humor nicht kennen und nur den Ernst des Lebens beleuchten. Es kommt einem so vor, als seien herkömmliche Kurzgeschichten oder gar heitere Texte, in denen es nicht immer gleich um die großen Fragen des Lebens geht, verpönt.

Genau genommen sind es nicht die Autoren, denen daraus ein Vorwurf zu machen ist, sondern die Jury. Denn für sich genommen sind die meisten Beiträge wirklich interessant. Man wünscht sich eben nur, dass statt noch eines Gedichts ohne Reimschema und Metrum und noch eines Textexperiments, in dem ausdrucksstarke Worte aneinandergereiht werden, die keine Sätze ergeben, einfach mal eine ganz herkömmliche, gut geschriebene Kurzgeschichte ausgewählt worden wäre. Oder ein lustiges Gedicht, das sich durch seinen hintergründigen Humor auszeichnet.

Die Juryauswahl nimmt einfach zu wenig Rücksicht auf normale Leser. Beim Lesen hat man häufig das Gefühl, der Autor hätte gespart. Nicht nur an Worten und dem Umfang der Sätze, sondern an dem Gespür für interessante Figuren und fesselnde und vertraute Situationen.Nur vereinzelt bleibt ein Text haften und hinterlässt den Nachhall einer Emotion, verborgen zwischen den Zeilen. So wie in der Kurzgeschichte „Ohne Ende“ von der 19-jährigen Maria Odoevskaya, die zwar sehr düster ist, aber eine Handlung hat, die spannend ist. Viele andere Kurzgeschichten und Gedichte hören sich unterdessen eher steif an. Zumindest noch – schließlich bekommen die Gewinner die Gelegenheit, an den Workshops teilzunehmen und ihre Texte anschließend zu überarbeiten.

Bis dahin bleibt die Auswahl der Gewinnertexte etwas ernüchternd mit wenigen Highlights zwischendurch. Jedenfalls für die Leser, an die sich die Texte eigentlich richten sollen – Jugendliche, die noch nicht fünf Semester Literaturwissenschaften studiert haben. Ob sich daran durch die Workshops etwas ändern wird, wird sich zeigen.

Von Corinne, 17 Jahre und Patrick Schmitt , 19 Jahre

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