„Viele Unternehmen suchen Praxiserfahrung“


Zum Start des neuen Ausbildungjahres: Ausbildungsleiter und Auszubildende im Gespräch

Gutes Klima bei Vattenfall: Nicole und Herr Budwilowitz, Foto: raufeld/Josephine Valeskde
Nicole Herrmann und Harry Budwilowitz wissen: Wer sich bei einem Unternehmen bewirbt, sollte sich vorher über die Firma informiert haben. Foto: raufeld/Valeske

Vergangene Woche begann in vielen Betrieben das neue Ausbildungsjahr. Harry Budwilowitz, Ausbildungsleiter bei Vattenfall Berlin, und Nicole Herrmann (18), Auszubildende zur Kauffrau für Bürokommunikation bei Vattenfall, über Bewerbungen, Einstellungsgespräche und das, was darauf folgt.

Herr Budwilowitz, in Berlin gibt es, entgegen dem deutschlandweiten Trend, auf Ausbildungsplätze mehr Bewerber als Stellen. Trifft das auch auf Vattenfall zu?


BUDWILOWITZ: Ja, wir haben etwa 33 Bewerber auf eine Stelle. Insgesamt bilden wir in Deutschland momentan rund 360 Azubis in fünf technischen und zwei kaufmännischen Berufen aus, 108 von ihnen beginnen in diesem Jahr.

Nicole, bist du generell zufrieden mit der Ausbildung?


BUDWILOWITZ (lacht): Soll ich lieber rausgehen?
NICOLE: Ich wollte ursprünglich zu einer anderen Firma, würde mich jetzt aber wieder für Vattenfall entscheiden, denn in kaum einem anderen Unternehmen hat man wie hier immer Ansprechpartner, die sich darum kümmern, dass alles läuft.

Nach welchem System wählen Sie Ihre Azubis aus?


BUDWILOWITZ: Zuerst werden die Bewerbungen nach festen Kriterien, wie Noten und Fehltage, gesichtet. In der zweiten Stufe laden wir die Bewerber zu einem elektronischen Einstellungstest ein. Jeder muss alle Komponenten des Tests absolvieren, aber je nach Berufsbild, für das man sich bewirbt, werden die einzelnen Bestandteile unterschiedlich gewichtet. Zuletzt werden die Besten zu Vorstellungsgesprächen und Gruppenaufgaben gebeten und eine Endauswahl getroffen.

Worauf achten Sie denn im Bewerbungsgespräch am meisten?


BUDWILOWITZ: Wichtig ist natürlich: Was stellt derjenige sich unter dem Beruf vor, was erwartet er für Tätigkeiten? Ein Bewerber muss sich gut über den Beruf und das Unternehmen informiert haben und sollte wissen, was ihn erwartet.

Nicole, wie sieht der Ausbildungsalltag aus, nachdem man sich unter den anderen Bewerbern durchgesetzt hat?

NICOLE: Im Moment bin ich in der Juniorenfirma beschäftigt, zu der acht Azubis gehören, die ihr eigenes Unternehmen unter dem Dach von Vattenfall führen. Wir produzieren, vermarkten und verkaufen Werbeartikel und Handelswaren wie Regenschirme, Tassen und Ähnliches und lernen so exemplarisch, wie Prozesse in einem Unternehmen ablaufen.

Allgemein geht der Trend dahin, dass immer mehr junge Menschen studieren. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

BUDWILOWITZ: Ich denke, es liegt in der Natur der Sache, dass man nach immer höheren Bildungsabschlüssen strebt. Und dadurch, dass das Bildungssystem durchlässiger geworden ist und man jetzt nicht mehr unbedingt das Abitur braucht, um zu studieren, gibt es auch mehr Studenten.
NICOLE: Allerdings fordern viele Unternehmen mittlerweile auch mehr praktische Erfahrung von ihren Bewerbern. Ein guter Kompromiss sind da auch duale Studiengänge. Ich selbst möchte, wenn ich mit meiner Ausbildung fertig bin, bei Vattenfall bleiben und neben meiner Arbeit berufsbegleitend ein Fernstudium beginnen.

Das Gespräch führte 
Josephine Valeske, 17 Jahre.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Job Schule & Zukunft Top-Thema

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.