Eine Frau ist kurz davor in eine Taube zu beißen. Skulptur "Trau, Schau, Wem" (2011) von Kristin Kolb

Kunstfestival feiert Jubiläum: 2400 Stunden Neukölln

Zwei Tage lang verwandelt sich der Berliner Stadtteil Neukölln im Rahmen von „48 Stunden Neukölln“ in eine riesige Ausstellungsfläche. Doch welche Projekte und welche Ausstellungen lohnen sich in diesem Jahr?

Zum 20. Mal findet Berlins größtes freies Kunstfestival, 48 Stunden Neukölln, statt, in diesem Jahr vom 22. bis 24. Juni. Zum Thema „Neue Echtheit“ beteiligen sich rund 1.000 Berliner und internationale Künstlerinnen und Künstler an rund 250 Ausstellungen, Performances, Konzerten, Lesungen und Events. Markenzeichen ist wie immer die Verteilung auf den ganzen Stadtteil, die es den Besuchern ermöglicht, Kunst an vielen Orten, vor allem auch im öffentlichen Raum, zu entdecken und zu erleben.

Kunst im Alltagsort suchen und finden

Das Motto des Kunstfestivals ist eher eine Empfehlung, als eine Verpflichtung. Das heißt, dass es auch abseits des Themas wieder einiges zu entdecken gibt. So gibt es zum Beispiel mit „Wa(h)re(s) Neukölln – Kunst im Späti“ eine Art Schnitzeljagd, bei der jeder aufgefordert ist, Kunst in Spätis, Imbissen und Geschäften in ganz Nord-Neukölln zu suchen, zu finden und auf Instagram zu dokumentieren. Der Clou dabei: Es geht nicht um Kunstobjekte, die dort versteckt wurden, sondern um das, was Betrachter als Kunst ansehen. In der „Projektzentrale“, in Belgin’s Shop auf der Sonnenallee werden die Bilder währenddessen ausgedruckt und ausgestellt.

In der Gruppenausstellung „IRRReal“ beschäftigen sich Künstlerinnen und Künstler dagegen mit der Echtheit in der Kunst. Realismus, Fiktion, Wahrhaftigkeit und Schein sollen die Pole sein, zwischen denen sich 19 zeitgenössische Exponate mit dem Thema beschäftigen. Die Ausstellung im Kesselhaus der ehemaligen Kindl-Brauerei lockt auch mit interaktiven „VR-Experiences“.

Analogfotografie zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung

Die Ambulanten Dienste der Lebenshilfe in Neukölln bieten im Rahmen von 48 Stunden Neukölln ein Inklusionsprojekt an. Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen konnten darin Fragen nach dem eigenen Ich und der Wahrnehmung nachgehen. Unter der künstlerischen Leitung der Fotografen Ashkan Sahihi und Felicia Scheuerecker porträtierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Anschließend entwickelten sie ihre Abzüge in einer Dunkelkammer. Die analogen Ergebnisse dieser Selbsterforschung sind in den Räumen der Lebenshilfe in der Nogatstraße ausgestellt.

Der im Jahr 2017 entwurzelte Baum im Körnerpark
Auslöser des Kunstprojekts

Den lokalen Bezug stellt Thomas Kilpper her. Im vergangenen Jahr riss einer der vielen Sommerstürme einen Ahornbaum aus dem Boden des Körnerparks. Diese Entwurzelung griff der Künstler auf und schnitt in das Holz des Baums Bilder von Menschen, die rassistischer Gewalt ausgesetzt waren. Die dabei entstandenen Bilder sind während des Festivals in der Galerie im Körnerpark ausgestellt.

Ein eigenes Kunstfestival für die Jugend

Im Rahmen von 48 Stunden Neukölln findet auch das junge Kunstfestival Junge Kunst NK statt. Am Samstag, den 23. Juni, eröffnet Falko Liecke, Bezirksstadtrat für Jugend und Gesundheit in Neukölln, das Jugendfestival auf dem Rathausvorplatz in der Karl-Marx-Straße.

Junge Kunst NK beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem Thema „Unterwegs“. Zum fünften Mal findet es als eigenständiges Festival statt. 30 Institutionen, Jugendeinrichtungen, Kunst- und Kreativorte nehmen teil und öffnen ihre Türen – auch zum Mitmachen.

In der Fritz-Karsen-Schule in der Hufeisensiedlung werden die Schülerinnen und Schüler zu Reisebegleitern und nehmen Interessierte mit Reiseanleitungen, „Insel-Performances“, theatraler Klassenfahrten und vielem mehr auf Erkundungstour.

Auf dem Rathausvorplatz in Neukölln finden sich dagegen von Kindern und Jugendlichen gestaltete Marktstände, an denen sich Reiseutensilien vor Ort gestalten lassen. Schülerinnen und Schüler der Werkschule Löwenherz bieten außerdem viele „Einblicke in den Dschungel Neuköllns“.

Beitragsbild: „Trau, Schau, Wem“ (2011) von Kristin Kolb, zu sehen in „IRRReal“ im Kesselhaus des KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst.

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