Unsere Autorin büffelt gerade für ihre MSA-Prüfungen. In vielen anderen Bundesländern bekommen Gymnasiasten den mittleren Schulabschluss „geschenkt“. Ist das fair?
Von Hannah Pieper, 15 Jahre
Viele Berliner Schüler bereiten sich gerade auf ihre MSA-Prüfungen vor. Auch ich. Das ist Stress pur, handelt es sich doch um die ersten wichtigen Prüfungen unserer Schullaufbahn. Am Ende wartet der Mittlere Schulabschluss. In Berlin sind sie Pflicht für alle Schüler aller Schulformen. Ich hatte nie daran gedacht, dass das in anderen Ecken des Landes anders sein könnte. Doch fragt man Zehntklässler eines Gymnasiums in Nordrhein-Westfalen nach ihrem MSA, wissen sie gar nicht, was gemeint ist.
Bildung ist Ländersache. Und so ist Berlin eines der Bundesländer, in dem Gymnasiasten in der 10. Klasse Prüfungen ablegen müssen. In vielen anderen Bundesländern sind sie nur verpflichtend für die Sekundar- oder Realschule. Ich kann vielleicht noch nachvollziehen, dass sich ein Zentralabitur für ganz Deutschland nur schwer umsetzen lässt, allein wegen der verschiedenen Leistungsstandards. Aber zumindest sollte doch geregelt sein, was jeder Schüler für seinen jeweiligen Abschluss tun muss. Während wir unser MSA schreiben, bekommen beispielsweise Gymnasiasten in Nordrhein-Westfalen den Mittleren Schulabschluss mit Beendigung der 10. Klasse einfach geschenkt.
Damit möchte ich nicht sagen, dass ich die Prüfungen hier abgeschafft wissen will. Im Gegenteil. Sie sind nämlich eine sinnvolle Vorbereitung auf die Oberstufe. Genau deswegen sollte die Prüfung für alle Schüler des Landes verbindlich sein. Ist das geschafft, sollten wir daran arbeiten, den Bildungsstand anzugleichen. Laut INSM-Bildungsmonitor haben Berliner Schüler nämlich den schlechtesten Bildungsstand. Ich möchte später nicht, dass mein Abschluss weniger wert ist, nur weil ich ihn hier gemacht habe.
