Schülerin bei Prüfung
Jeder sollte im Abitur die gleichen Chancen haben.

Wäre ein bundesweites Zentralabitur sinnvoll?

Die Idee eines bundesweiten Zentralabiturs verspricht Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland. Doch stimmt das auch?

Von Moritz Tripp, 24 Jahre

Für viele junge Menschen ist das Abitur die erste große Härteprüfung im Leben. Die Abiturnote entscheidet maßgeblich darüber, ob man nach der Schule sein Wunschfach studieren kann oder nicht. Doch die Abiturprüfungen in Deutschland sind nicht vereinheitlicht: Gerade die Prüfungsaufgaben können von Bundesland zu Bundesland stark variieren. Zudem korrigieren Lehrer in manchen Ländern tendenziell etwas großzügiger, wodurch es beispielsweise in Thüringen regelmäßig zu den besten Durchschnittsnoten kommt. Das ist unfair gegenüber Schülerinnen und Schülern anderer Länder, die bei gleichen oder sogar besseren Leistungen schlechtere Noten bekommen. Die Tatsache, dass Studienanwärter allein aufgrund der Region, in der sie zur Schule gegangen sind, benachteiligt sein können, ist offensichtlich ungerecht.

Ich finde die Idee eines Zentralabiturs gut, weil es unfair ist, dass Ergebnisse nicht vergleichbar sind. Bei uns wussten damals alle, auf welcher Schule man einen Einserschnitt bekam.

Tamina Grasme, 24 Jahre

Um allen Schülern die gleichen Chancen auf die bestmögliche Abiturnote einzuräumen, könnte daher eine potentielle Lösung die Einführung eines bundesweiten Zentralabiturs sein: Das würde bedeuten, dass alle Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland am gleichen Tag zur gleichen Zeit die gleichen Aufgaben bearbeiten. Zuletzt hatten sich dafür etwa FDP-Chef Christian Lindner, Mecklenburg- Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) stark gemacht. Doch würde das Zentralabitur wirklich Chancengleichheit garantieren? Diese Frage ist heiß umstritten.

Echtes Zentralabitur bis auf Weiteres nicht geplant

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In den vergangenen Jahren wurden bereits erste Schritte unternommen, um die Prüfungsverhältnisse zwischen den Ländern anzugleichen.  Auf Seite 2 findet ihr einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge und Pläne für die Zukunft. Spoilerwarnung: Die Kultusministerkonferenz (die über das Thema Bildung auf Bundesebene bestimmt) plant derzeit zwar, die Bedingungen für alle Schülerinnen und Schüler weiter zu vereinheitlichen – doch ein echtes Zentralabitur ist bis auf Weiteres nicht vorgesehen. Laut Alexander Lorz, Präsident der Kultusministerkonferenz, sollen die Abiturnoten „natürlich so vergleichbar wie möglich sein, aber das wird man wohl nicht mit letzter Perfektion hinbekommen. Insofern erweckt die Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Zentralabitur unrealistische Erwartungen.“ Vorschnelle Kapitulation oder nachvollziehbare Schlussfolgerung?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bildung durch ein zentrales Abitur gerechter wird, da die Lernvoraussetzungen viel zu stark zwischen den Bundesländern variieren.

Kristina Vasilevskaja, 18 Jahre

Fest steht, dass ein vereinheitlichtes Abitur zwar erst einmal fair klingt; doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Was ist zum Beispiel mit mündlichen Prüfungen? Diese wären sicher schwer – wenn nicht gar unmöglich – zu vereinheitlichen. Und haben die Schüler in den einzelnen Bundesländern überhaupt die gleichen Lernvoraussetzungen, um am Ende der Schullaufbahn die gleichen Fragen beantworten zu können?
Wir haben versucht, dem ganzen auf den Grund zu gehen: So haben wir etwa ein Interview mit einer Berliner Lehrerin zum Thema geführt, einen Blick auf Italien geworfen, wo es schon sehr lange ein Staatsabitur gibt und uns Gedanken gemacht, ob es nicht auch andere Lösungen als ein Zentralabitur gäbe. Die Artikel werden im Lauf der Woche hier auf Spreewild erscheinen.

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