Die Abiturnote sollte nicht allein darüber entscheiden, ob man sein Wunschfach studieren darf oder nicht.
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Es gibt eine bessere Alternative zum Zentralabitur

Ein Zentralabitur wird bei jetzigem Stand nicht für Fairness in der Bildung sorgen können. Doch man könnte einen ganz anderen Ansatz wagen.

Von Moritz Tripp, 24 Jahre

Ein bundesweites Zentralabitur verheißt zwar Chancengleichheit, wird dieses Versprechen aber mit größter Wahrscheinlichkeit nicht halten können. Vielleicht sollte man sich an dieser Stelle daher eine ganz andere Frage stellen: Ist das Abiturergebnis, das letztendlich nichts weiter als eine Zahl mit Nachkommastelle ist, überhaupt aussagekräftig, wenn es um die Eignung für einen Studiengang geht? Sollte ein einziger numerischer Wert die individuelle Zukunft dermaßen beeinträchtigen?
Ein Einserschüler mit einem Abiturschnitt von 1.0, der fürs Medizinstudium zugelassen wird, bringt zwar vielleicht die erforderlichen fachlichen Voraussetzungen mit (wobei auch das nicht aus der Abiturnote allein ersichtlich ist). Doch heißt das auch, dass er die sozialen Kompetenzen hat, um dann als ausgebildeter Arzt gut mit seinen Patienten umgehen zu können? Wahrscheinlich wäre jemand, der zwar im Abitur nicht ganz so gut abgeschnitten hat, dafür aber auch mit Menschen umgehen kann, ein viel besserer Arzt.

Individuelle Eignungstests an Hochschulen statt NC-Verfahren

Die Abiturnote – und damit auch das an Universitäten gängige Numerus-clausus-Verfahren – gibt einfach nicht genug Auskunft über die tatsächlichen Fähigkeiten einer Person. Es gäbe eine Alternative: Hochschulen könnten bundesweit Eignungstests durchführen, die speziell auf jeden Studiengang zugeschnitten sind. Das Abitur würde damit zwar Voraussetzung für ein Studium bleiben, doch die Note allein würde nicht mehr bestimmen, ob man sein Wunschfach studieren kann oder nicht. Es könnten beispielsweise sowohl die Abiturnote als auch die Ergebnisse des Eignungstests mit in die Bewertung einfließen. So könnten diejenigen, die ihre Abiturprüfung, aus welchem Grund auch immer, versemmelt haben, ihre Note aufpolieren (im Grunde ähnlich dem Konzept der schon existierenden Medizinertests). Und jene, die im Abitur geglänzt haben, müssten unter Beweis stellen, dass sie tatsächlich für den Studiengang geeignet sind. Ihre gute Abiturnote könnte dann zu Teilen Schwächen im Eignungstest wettmachen. Wäre das nicht wesentlich fairer?

Tatsächlich wird dieser Ansatz jedoch kaum öffentlich diskutiert. Warum nicht? Weil man mit dem Zentralabitur die einfachere und kostengünstigere Lösung sucht. Außerdem gibt es eben andere Länder, die das Konzept des Staatsabiturs vormachen und an denen man sich orientieren möchte. Es fehlt der Mut, einen anderen, herausfordernderen Ansatz zu wagen. Die Einführung von Eignungsverfahren an Hochschulen wäre nämlich mit Sicherheit mit höherem finanziellem und organisatorischem Aufwand verbunden. Doch es wäre am Ende auch eine wirklich faire Lösung.

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