Mit dem Ranzen in die Uni

An der TU lernen nicht nur Abiturienten, sondern auch Schüler.

„Ich war total nervös und konnte zwei Wochen lang an nichts anderes denken“, sagt Julia Kirschner nach ihrer ersten Vorlesung an der Technischen Universität Berlin. Klingt nach den typischen Gefühlen einer Studentin im ersten Semester. Julia ist aber keine frischgebackene Abiturientin, sondern 15 Jahre alt. Das Modul „Lineare Algebra für Ingenieure“ besucht sie nebenbei in ihrer Freizeit.

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An der TU lernen nicht nur Abiturienten, sondern auch Schüler. Foto: Ulrich Dahl/Technische Universität

Möglich ist das durch das Programm „Studieren ab 16“, das Schüler dabei unterstützt, neben dem Unterricht Lehr­veranstaltungen an der TU zu besuchen. Es richtet sich an leistungsstarke Jugendliche ab Klasse 10. Ein bestimmter Noten­durchschnitt oder Empfehlungsschreiben werden nicht vorausgesetzt, jedoch das Einverständnis der Schule. In Ausnahmefällen kann dann sogar früher mit dem Schüler­studium begonnen werden. Mert Acikel etwa besuchte seine erste Vorlesung als Sechstklässler mit gerade einmal zehn Jahren. Der heute 14-Jährige beginnt in wenigen Tagen sein siebtes Semester als Schülerstudent. „Es ist ein tolles Gefühl, mit den anderen Studenten mithalten zu können, die zwar viel älter sind als ich, aber doch die Liebe für die Naturwissenschaften teilen“, sagt er.

Gleichgesinnte zu finden ist für viele Schüler der Anreiz, sich bei dem Programm anzumelden. Außerdem bietet es die Chance, sich zwischen den Fachrichtungen zu orientieren. Das Angebot reicht von ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächern über Wirtschaft bis hin zu Geisteswissenschaften. Wer schon weiß, in welche Richtung er will, kann mit dem Schülerstudium wertvolle Leistungspunkte sammeln. Denn die Teilnehmer erhalten eine Gasthörer­karte, mit der sie Prüfungen mit­schreiben dürfen. So kann ein späteres Studium um einige Semester verkürzt werden.

Andererseits geht mit dem Programm ein hoher zeitlicher Aufwand einher. Wenn durch die Veranstaltungen Unterrichtsstunden ausfallen, muss der Stoff nachgearbeitet werden. Julia erzählt: „Es gab einige Momente, in denen ich echt gestresst war. Zum Beispiel, wenn am nächsten Tag eine Klassen­arbeit anstand und meine Hausaufgabe für die Uni noch nicht gemacht war.“ Umso stolzer ist sie, dass sie überall die nötige Punktzahl erreichte. Dieses Gefühl kennt auch Luca Ballenthin, 17, der schon Mathematik, Philosophie und Wirtschaft ausprobiert hat: „Weil ich etwas gewählt habe, das mich interessiert, habe ich es nicht als Zusatzbelastung, sondern eher als Hobby empfunden.“

Friederike Deichsler, 19 Jahre

Anmeldeschluss ist der 1. Oktober. Mehr Infos unter www.studienberatung.tu-berlin.de/ab16

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Kategorien Schule Schule & Zukunft Uni & Ausbildung

„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.