Färberwerkstatt in der SchülerUni

Die Nachwuchsstudenten der Schüleruni arbeiten mit Färberpflanzen (Foto von sevengardens Berlin)
Die Nachwuchsstudenten der Schüleruni arbeiten mit Färberpflanzen (Foto von sevengardens Berlin).

Wer in dieser Woche die Freie Universität betritt, wundert sich: Trotz Semesterferien ist der Campus gut besucht – und zwar von Menschen, die für die Uni eigentlich viel zu jung sind. Der Grund dafür ist die SchülerUni, die zum zwölften Mal stattfindet. In rund 70 Workshops werden insgesamt etwa 1 400 Schüler der 5. und 6. Klassen erwartet, die unter dem Motto „Lernen für eine zukunftsfähige Welt“ die Universität entdecken können.

Einer dieser Workshops heißt „Färberwerkstatt – Farben aus der Natur selber herstellen“. Anna Maria Mintsi-Scholze und Isabella Smolin von der Netzwerkinitiative für Färbergärten „sevengardens Berlin“ warten im Seminarzentrum des Hauptgebäudes auf die Schüler. Im Stuhlkreis sollen sich alle Teilnehmer erst einmal vorstellen und raten, welche Pflanzen zur Herstellung von Farben geeignet sind. „Ich habe noch nie Farbe selber gemacht, aber ich weiß, dass man das mit Chemikalien tun kann“, sagt eine Schülerin. Es wird getuschelt, weil alle gerne zum praktischen Teil übergehen möchten. Isabella Smolin geht aber auf die Äußerung des Mädchens ein und erklärt: „Man kann aus Chemikalien Farben herstellen. Aber heute wollen wir euch zeigen, dass man alle Farben, die ihr euch vorstellen könnt, auch aus Pflanzen gewinnen kann.“

An Gruppentischen dürfen die Teilnehmer die älteste Technik der Farbherstellung ausprobieren und entdecken, welche Farbtöne Rotkohl hervorbringt. Dazu reißen sie das Gemüse in kleine Stücke, geben es zusammen mit Wasser in einen Mörser und zermahlen es, bis sich die Poren öffnen und die dunkle, violette Farbe austritt. Die Reste des Rotkohls sieben sie heraus. Um dem Motto „ Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ gerecht zu werden und nichts zu verschwenden, übergeben die Kinder die Reste den Teilnehmern eines anderen Projektes der SchülerUni, bei dem aus Bioabfall Biogas gemacht wird.

Die Kinder dürfen mit Zitronensaft, Natron und Asche experimentieren, um zu sehen, wie sich die Naturfarbe verändert. Zitrone lässt das dunkle Lila zu Rosa, Natron zu Blaugrün und Asche zu Grün werden. Im Stuhlkreis präsentieren die Kinder stolz ihre Ergebnisse, die sehr unterschiedlich sind, weil jeder das Mischverhältnis von Wasser und Rohstoff selbst bestimmen konnte.

Bevor weitere Naturstoffe wie Ligusterbeeren, Pfingstrosen und Saflor verwendet werden dürfen, begründet Anna Maria Mintsi-Scholze, warum es wichtig ist, natürliche Färberpflanzen zu nutzen: „Häufig werden Chemikalien eingesetzt, damit die Textilien die Farben besser aufnehmen. In einigen Ländern werden die Gifte später aber nicht aus dem Abwasser heraus gefiltert und einfach in die Umwelt abgegeben. Dadurch werden Pflanzen und Tiere vergiftet. Beim Tragen solcher Kleidung kann es zu Hautausschlag und Allergien kommen.“

Zum Schluss sollen die Schüler im Stuhlkreis wie die Studenten an der Universität ein kurzes Feedback geben – allerdings etwas formloser als die Evaluation der Studenten. Besonders häufig wird erwähnt, dass es Spaß gemacht hat, mit den Farben experimentieren zu dürfen. Wer ein Studium an der Freien Universität anstrebt, wird sich aber wohl daran gewöhnen müssen, dass es in Vorlesungen nicht so praktisch zugeht.

 

Von Maike Effing, 22 Jahre

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