So geht Erasmus, Teil 2: Zimmersuche

Aniko macht gerade ein Erasmussemester – und erklärt hier Schritt für Schritt, wie genau das funktioniert.

In Teil 1 unserer Serie „So geht Erasmus“ beschäftigen wir uns mit dem Papierkram, der mit Erasmus verbunden ist. In Teil 2 geht es um die Wohnungssuche und in Teil 3 ums Koffer packen. Teil 4 befasst sich mit der gedanklichen Vorbereitung und dem Abschiednehmen. Wie man gut ankommt und sich vor Ort organisiert, steht in Teil 5. Teil 6 dreht sich darum, Kontakte und Freundschaften aufzubauen – und zu halten. Und zum Schluss, in Teil 7 (coming soon!), erklärt Aniko wie man die schönen Erinnerungen am besten aufbewahrt.

Der Umzug

Wer in die Nachbarländer übersiedelt, kann seine Familie oder Freunde um ein Umzugs-Shuttle bitten. Das sichert (fast) unbegrenzten Stauraum für Koffer und Taschen als auch Helferchen, die in der neuen Umgebung mit anpacken und einräumen. Genauso günstig wie die Fahrt mit dem Auto kann auch der Zug oder Fernbus sein. Hier können pro Passiergier jedoch meist nur ein Handgepäck und ein Koffer mitgenommen werden. Für Tetris-Experten und Minimalisten sollte dies kein Problem darstellen. Wer aber ohne Lieblingskopfkissen, Beistellhocker und zehn Paar Wechselschuhen nicht leben kann, sollte die erstere Variante wählen.

Für Busse, Züge und Flüge gilt natürlich: Angebote checken und frühzeitig buchen (Sitzplatz als auch zusätzliches Gepäck). Meist kann man sich als Student einige Rabatte sichern oder bei der Buchung von Hin- und Rückflug/-fahrt einen Preisnachlass erhalten.

Bei der frühen Planung der Rückreise sollte der akademische Kalender der Gastuniversität genau berücksichtig werden. Wichtig dabei: das genaue Semesterende und der Start der vorlesungsfreien Zeit. Auch eventuelle Nachprüfungen sollten eingeplant werden – nur zur Sicherheit.

Dann beginnt das eigentliche Abenteuer – die Zimmersuche aus der Ferne

Ein angehender Austauschstudent sollte sich zunächst einige grundlegende Fragen stellen:

  • Welches Budget steht mir zur Verfügung (Förderung von der Organisation, der Familie, der Uni, Erspartes, …)?
  • Wie viel bin ich bereit auszugeben? Beachte: Neben der Miete muss das monatliche Budget auch für Lebensmittel, Unimaterial und Freizeitgestaltung reichen.
  • In welcher Wohnform möchte ich leben (Wohngemeinschaft, Wohnheim, eigene Wohnung, …)?
  • Was ist mir besonders wichtig (möbliertes Zimmer, kurzer Weg zur Universität, tolle Mitbewohner, Privatsphäre, …)?
Das Student Hotel vermietet semesterweise Zimmer an Studierende. Gibt es mittlerweile in den größten Städten Frankreichs, Spaniens, Italiens und den Niederlanden.

Sind diese Fragen einmal geklärt, fällt die Suche schon viel leichter. Die meisten Universitäten bieten ihren Austauschstudenten Plätze im Wohnheim an. Die Einzel- oder Doppelzimmer sind meist kostengünstig und ohne bürokratischen Aufwand zu bekommen. Außerdem findet sich immer jemand der mit einem in die Bibliothek fährt oder abends noch eine Runde grillt. Wohnheime sind jedoch kein Ort für notorische Einzelgänger. Küchen und Bäder werden geteilt und sehr häufig bewohnen zwei oder drei Studenten einen kleinen Raum. Noch dazu entsprechen Wohnheime nicht immer dem neusten Standard. Wlan, hübsche Bäder und moderne Küchen finden sich häufig nur in den modernisierten Wohnheimen in Hauptstädten.

Wer mehr Geld in die Hand nehmen kann, sollte sich also nach einer WG umsehen. In Facebook-Gruppen der Gastuniversität oder des Fachbereichs im Ausland finden sich meist Unterkategorien für die Zimmersuche. Auch Ausschreibungen auf WG-Such-Seiten können weiterhelfen. Dabei sollte man sich nicht nur von den Fotos blenden lassen. Informationen über die Bewohner sind ebenso wichtig.

  • Wohnen dort nur Studenten oder auch schon Arbeitstätige?
  • Was sind ihre Interessen?
  • Leben in der Wohnung Haustiere?
  • Wird auf bestimmte Essgewohnheiten hingewiesen?

Bevor man einer WG verbindlich zusagt empfiehlt sich im Vorfeld ein Skype-Meeting. Oft merkt man bereits hier ob die Chemie stimmt. Geheimtipp: Meist kann man den Erasmusbeauftragten der eignen Universität um die Kontakte der Studenten bitten, die bereits an der Uni im Ausland studieren. Eine kurze Email oder ein Telefonat über die besten Wohngegenden oder möglichen freien WGs sind Gold wert.

Eine eigene Wohnung für ein halbes oder ganzes Jahr zu finden ist meist schwieriger aber nicht unmöglich. Onlineportale und Suchmaschinen geben über aktuelle Angebote Auskunft. Weil die Wohnung nur im seltensten Fall vorher besichtigt werden kann, sollte man sich Tipps von der Studentenfachschaft oder dem Austauschbüro Vorort geben lassen. Können sie Vermieter empfehlen? Auf was sollte man achten (Stichwort: Preiswucher, Touristenaufschlag)? Kann ein „Local“ eine Besichtigung übernehmen?

Wer auf Nummer sicher gehen will und das Risiko einer versifften Wohnung nicht eingehen möchte, kann sich über andere Wohnmöglichkeiten im Gastland informieren. Viele Airbnb-Vermieter bieten Sondertarife für Dauergäste an. In den Niederlanden wächst zudem seit zwei Jahren eines neues Wohnkonzept heran, in dem Studenten neben normalen Gästen in einem Hotel leben. Hier ist die Miete meist etwas höher im Vergleich zu Studentenwohnheimen, doch die Sicherheit, ein einwandfreies Zimmer (meist mit eigenem Bad und geteilter Küche) zu bekommen, garantiert.

Beim Abwegen der vielen Optionen sollte einem immer bewusst sein: Man sucht kein neues Zuhause – aber einen Rückzugsort für die nächsten paar Monate.

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Kategorien Schule & Zukunft Uni & Ausbildung

90er-Kid, Bücherwurm, Weltenbummler. Ich liebe Musik und das geschriebene Wort. Letzteres kann man von mir seit 2012 hier lesen. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater, das mich mehr als alles andere fasziniert. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, kommt mir das Leben vor wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Inszenierungen, deren Geschichten alle festgehalten werden wollen. So inspiriert mich unsere Hauptstadt stetig zu neuen Themen für unsere Seite.