Mathematiklehrer an der Tafel
Unterricht ohne Smartboard

Die Medienausstattung an vielen Berliner Schulen ist katastrophal

Viele Berliner Schulen wurden mit teuren Whiteboards ausgestattet – leider wissen viele Lehrer nicht, wie sie die in den Unterricht integrieren sollen. Aber das ist längst nicht das einzige Problem. Eine Jugendredakteurin berichtet.

Da sitzen wir nun also – zehn Deutschleistungskursschüler in einen kleinen Computerraum gezwängt – und drängen uns um einen aus der Steinzeit stammenden PC, um uns das immer wieder stoppende Informationsvideo über Theodor Fontane anzusehen. Der Ton ist beim besten Wille nicht zu verstehen. Und so geben wir nach kurzer Zeit unsere Bemühungen auf. Zu Hause können wir uns ja einfach ein Lernvideo auf YouTube ansehen.

Solche Situationen gehören zum traurigen Alltag an Berliner Schulen. Daher verfehlen auch die teuer angeschafften Smartboards ihren Lernzweck. Das liegt vor allem daran, dass kaum ein Lehrer genau weiß, wie mit dieser technischen Neuheit umzugehen ist. Und so passiert es nicht selten, dass die Matheformel mit einem Marker auf das Smartboard geschrieben wird. Die warnenden Worte der Schüler kommen zu spät. Und am Ende ist die elektronische Tafel nicht mehr zu gebrauchen.

Ähnlich unfassbar, wenn man bedenkt, welches Jahr wir schreiben, ist das extrem schlechte Internet. Erst letzte Woche war dieses an meiner gesamten Schule nicht verfügbar. Die Recherchestunde in Politikwissenschaften musste ausfallen. Man hatte vergessen, den WLAN-Vertrag unserer Gebäude zu aktualisieren. Doch selbst wenn das Internet mal da ist, macht es keinen Spaß, an den in Slow Motion arbeitenden Rechnern zu lernen. Meist lassen wir die Aufgaben gleich Aufgaben sein und erledigen sie zu Hause.

Hätten die Gelder, die in die Sanierung der bereits überdurchschnittlich schicken Lehrertoiletten geflossen sind, nicht eventuell für bessere Computer verwendet werden können? Und könnte nicht an einem der zahlreichen Studientage an der fehlenden Medienkompetenz der Lehrer gearbeitet werden? Dann würden wir verstehen, was uns das Theodor-Fontane-Lehrvideo beibringen wollte. Und wir müssten nicht immer mit sorgenvollen Augen das unbeholfene mediale Verhalten unserer Lehrer mitansehen.

Läuft es an eurer Schule ähnlich? Teilt eure Erfahrungen mit uns in den Kommentaren.

Beitragsfoto: SYDA PRODUCTIONS/STOCK.ADOBE.COM

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Kategorien Schule Schule & Zukunft

Der kuriose Briefmarkensammler in der Bibliothek oder ein mal zu Späßen aufgelegter Busfahrer – es sind die kleinen wunderbar skurrilen Alltagsgeschichten unserer Großstadt, die ich mit meinen Worten einfangen will. Ich, eine waschechte 18-jährige Berlinerin, die neben dem geschriebenen Wort auch ein großer Fan von guter Musik und Woody-Allen-Filmen ist. Schreiben bedeutet für mich reflektieren, verstehen und sich einfach mal fallen zu lassen, ganz nach Frau Lindgrens Devise: „Man muss so schreiben, dass es für einen selbst eine Freude ist, sonst kann es auch für andere keine Freude sein.“