Die 8.000 studentischen Mitarbeiter der Berlins Unis haben genug. Sie treten in den Streik. Ihre Forderungen: viele.
Von Viktoria Koch, 21 Jahre
Vergangene Woche versammelten sich die studentischen Beschäftigten der Berliner Universitäten auf dem Bebelplatz gegenüber der Humboldt-Universität. Verdi und die Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft (GEW) hatten zu einem Tarifstreik aufgerufen.
Damit wollen die rund 8 000 Mitarbeiter der Freien, der Technischen und der Humboldt-Universität die Aufmerksamkeit der Hochschulleitungen auf ihre Forderungen lenken. Ihr Lohn wurde seit 2001 nicht mehr erhöht, und das trotz erheblicher Inflation. Den in Deutschland einzigartigen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte errangen Vertreter 1986. Nun fordern die Hochschulbeschäftigten eine Lohnerhöhung von 10,98 auf 14 Euro. Außerdem soll eine „dynamische Anpassung“ an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst stattfinden, wie in anderen Bundesländern üblich.
Franziska Baum ist seit drei Jahren studentische Mitarbeiterin der Humboldt-Uni und befindet sich mittlerweile im achten Mastersemester. Neben ihrem Job an der Uni hat sie noch eine weitere Arbeitsstelle, um sich über Wasser zu halten. Der Arbeitgeberverband hat bisher eine Erhöhung von 14 Prozent in Aussicht gestellt. „17 Jahre – 44 Cent – das passt nicht. Es wurde eine reine Lohnerhöhung angeboten, aber die Dynamisierung, eine wichtige Forderung, ist vom Tisch. Die 14 Prozent wären vielleicht gar nicht abzulehnen, aber am Ende muss es eine Kombination aus beidem sein.“ Die Arbeit werde schlichtweg unterschätzt: „Ich sehe regelmäßig, was studentische Beschäftigte leisten, welchen Anteil sie an Forschungsarbeiten, aber auch an der Infrastruktur der Uni haben. Da kann man nicht von ungelernter Beschäftigung sprechen.“ Vor 17 Jahren war es noch ein gut bezahlter Job, mittlerweile kann davon nicht mehr die Rede sein. Geld wäre vorhanden, doch statt es in die Anpassung der Löhne zu investieren, wird es seit 2013 zurückgelegt, da es noch immer keine Einigung gibt.
André Pollmann von der Gewerkschaft Verdi betont: „Wir müssen uns die Frage stellen: Die Hochschulen – wollen oder können sie nicht? Wir stellen fest: Die Hochschulen können, sie wollen aber keine fairen Bedingungen für die studentischen Beschäftigten schaffen. Deshalb wird jetzt gestreikt.“
Anschließend äußert sich Celia Bouali, studentische Beschäftigte der HU, zu dem Streitthema: „In den vergangenen Wochen, vor allem aber in den vergangenen Tagen, haben sich die Nachrichten von Einschüchterungsversuchen und Spaltungsversuchen gehäuft. Wir lassen uns aber nicht einschüchtern, sondern werden nur lauter und entschlossener.“ Laut Bouali mache sich die Angst der Hochschulen, dass der Streik erfolgreich verlaufen könnte, zunehmend bemerkbar: „Denn ohne uns läuft hier nichts, und das werden sie zu spüren bekommen.“ So will sie gemeinsam mit solidarischen Kollegen und Studierenden weiterhin für bessere Arbeits- und Studienbedingungen an den Berliner Hochschulen kämpfen.
Noch haben die Hochschulen nicht auf die Forderungen reagiert – daher rufen die studentischen Mitarbeiter zu weiteren Streiks auf:
unter anderem an der FU am Mittwoch und Donnerstag:
Mittwoch, 24. Januar
Ab 9 Uhr Streikposten vor der Mensa II der FU Berlin
10 Uhr – studentische Vollversammlung an der FU, Hörsaal 1a, R&S.laube
Donnerstag, 25. Januar
Ab 9 Uhr Streikposten vor der Mensa II der FU Berlin
Aktionen und Bürorundgänge bis 12.30 Uhr. Dann gemeinsamer Fahrt zum Olof-Palme-Platz
13.30 Uhr, Zentrale Streikdemonstration für faire Löhne, Olof-Palme-Platz
Weitere Infos zu den Streiktagen hier.
Und hier geht es zum Streik-FAQ.