„Am schönsten war der Mittagsschlaf“: Bundesfreiwilligendienst in der Kita

„Ich bin einfach reifer geworden“, berichtet uns Ulrike. Sie hat ein Jahr einen Bundesfreiwilligendienst in einer Kita in Berlin absolviert.

Muss man sich nach dem Schulabschluss wirklich direkt ins Studium oder in die Ausbildung werfen? Gibt es nicht eine Alternative zum Arbeitsalltag, der einen später sowieso noch lange genug in seinen Klauen halten wird? Wir zeigen euch, was man stattdessen alles in einem Gap Year anstellen kann.

Nach dem Abitur wusste Ulrike noch nicht genau, was sie nun mit ihrem Abschluss anfangen sollte. Weil ihre Pläne, als Au-pair ins Ausland zu gehen, ins Wasser fielen, musste sie schnell eine Alternative finden. Schließlich absolvierte sie einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) in einem Berliner Kindergarten.

„Ich wollte auf jeden Fall etwas mit Kindern machen und auch mal in den Arbeitsalltag reinschnuppern“, erklärt sie ihre Entscheidung. Der Unterschied zum Freiwilligen Sozialen Jahr besteht vor allem darin, dass man auch ab 27 noch eine Stelle bekommt. Es gilt allerdings das gleiche Mindestalter von 16 Jahren. Zudem kann man den Bundesfreiwilligendienst mehrmals absolvieren. „Und die Bezahlung war einfach besser“, fügt Ulrike lachend hinzu.

Vorerfahrungen sind nicht nötig

In der Bewerbungsphase hat sie mehreren Kitas, die Stellen ausgeschrieben haben, ihren Lebenslauf und ein kurzes Anschreiben geschickt. Wenn sie Glück hatte, wurde sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Vorerfahrung war dabei nicht nötig, schließlich soll man während des BFDs etwas lernen. Da ist es ganz normal, wenn man am Anfang etwas unsicher ist. Spätestens nach einem Jahr habe man den Bogen raus.

Ulrike hatte Glück mit ihrer Kita. Es komme auch schon mal vor, dass man wenig Kontakt zu den Kindern hat und eigentlich „nur der Packesel“ sei. Beim Aufräumen hatte sie allerdings Unterstützung von den anderen Erziehern und durfte eine Vielzahl anderer Aufgaben übernehmen. So konnte sie mit den Kindern spielen oder Windeln wechseln. „Und Mittagsschlaf – das war das Schönste!“, erinnert sie sich mit einem Grinsen.

„Es ist eine tolle Erfahrung – und macht sich übrigens auch gut im Lebenslauf!“

Ein Zuckerschlecken war Ulrikes Arbeit trotzdem nicht. Nach einem Tag in der Kita war sie oft ziemlich fertig, obwohl es natürlich immer sehr schöne Momente gab, zum Beispiel „wenn dir ein Kind ein Lächeln geschenkt hat“. Während ihres BFDs hat sie Vertrauen zu den Kindern, Eltern und Erziehen aufbauen können. Sie wurde respektiert und für ihre Arbeit geschätzt. „Am Ende des Jahres war ich echt stolz auf mich.“ Eine der Familien besucht sie noch regelmäßig zum Babysitten und in vier anderen hilft sie bei Gelegenheit aus. So sieht sie beim Abholen auch noch regelmäßig ihre Kita-Gruppe wieder.

Nach dem BFD hat Ulrike eine Ausbildung zur Assistentin für Mode und Design begonnen. Hat sich die Arbeit mit den Kindern bei dieser völlig anderen Ausrichtung dann überhaupt gelohnt? „Ich bin einfach reifer geworden“, bejaht sie. Auch Konfliktlösung fällt ihr seitdem leicht. Darüber hinaus kann es nicht schaden, sich nach vielen Jahren im Klassenraum an das Arbeitsklima zu gewöhnen. Aus diesen Gründen würde sie einen Bundesfreiwilligendienst auch jedem weiterempfehlen. „Es ist eine tolle Erfahrung – und macht sich übrigens auch gut im Lebenslauf!“

Du möchtest noch mehr Möglichkeiten eines Gap Years kennenlernen? Wie wäre es mit Work & Travel in Neuseeland, WOOFing in England oder ein Jahr als Au pair in London!

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