Wer kennt heute eigentlich noch die Volkshochschule? Ist der Staubschleier aus Vorurteilen und Klischees, der sie umhüllt, gerechtfertigt? Und was für Menschen sind die Dozenten?
All diese Fragen stellte ich mir gerade, weil ich für meinen Bundesfreiwilligendienst VHS-Kurse zu belegen hatte. Sechs Tage und drei Kurse später kann ich behaupten, dass sich jeder Jugendliche mit dem Angebotskatalog seiner Volkshochschule befassen sollte. Das sage ich jedoch nicht nur, weil ich viel über darstellende und bildende Kunst erfahren, sondern insbesondere, weil ich dort fürs Leben gelernt habe.
Jeder Kurs setzt sich stets aus drei Personengruppen zusammen: Da wäre zuallererst der gescheiterte Ehrgeizige. Er hat schon so viele Kurse besucht, dass er nicht nur weiß, wo die Toiletten sind, sondern wirklich jeden Winkel der Volkshochschule kennt. Schon in der Vorstellrunde wird klar: Diese Person hat einen längeren Lebenslauf als alle anderen Anwesenden zusammen und ergänzt ihn gerne um Details zu Krankheiten und familiären Problemen. Typischer Kursteilnehmer Nummer zwei ist der Träumer. Er findet sich in jeder Altersgruppe wieder, kommt konsequent zu spät und hat nicht nur außergewöhnliche Berufswünsche, sondern ist auch überzeugt, man könne alles erreichen, wenn man es nur will. Und dann wäre da noch das stille, sympathische Talent. Oft belegen diese Personen den Kurs nur aus Neugier. Nach der ersten Übung sind sie so überrascht wie alle anderen, dass ihnen das Thema so gut liegt. Für den sich abmühenden Banknachbarn ist das mehr als demotivierend, für die Gruppe jedoch eine Quelle der Inspiration.
Nie hätte ich gedacht, dass ich VHS-Kurse mögen und sogar weiterempfehlen würde. Doch jene, die offen sind und auf der Suche nach sich selbst, werden sich bereichert fühlen. Allein schon, um sich im Collagen-Workshop den Kopf freizukleben.
Auf den Geschmack gekommen? Hier geht’s zur Berliner Volkshochschule.