Foto: Margarethe Neubauer

Siegreich mit leisen Tönen und alternativem Pop

Will Czuch und die Hirokesen vertreten Berlin bei Deutschlands größtem Schülerbandwettbewerb Schooljam

Im Online-Voting müssen sich die Hirokesen nun gegen die Gewinner der anderen acht Live-Ausscheidungen behaupten. Foto: Raufeld/Margarethe Neubauer
Im Online-Voting müssen sich die Hirokesen nun gegen die Gewinner der anderen acht Live-Ausscheidungen behaupten. Foto: Raufeld/Margarethe Neubauer

Vereinzelt stehen Fans am Bühnenrand, recken ihre Hände und Handys in die Höhe. Bald füllt sich der große Saal im obersten Geschoss des Just Music am Moritzplatz. Wo es sonst Musik-Equipment zu kaufen gibt, sorgten vergangenen Dienstag acht junge Bands für echtes Festivalfeeling. Sie alle haben es ins Regionalfinale von Schooljam, Deutschlands größtem Wettbewerb für Schüler- und Nachwuchsbands, geschafft.

Den fulminanten Auftakt machen zwei Metal-Bands aus Berlin. Haare werden geschüttelt, die ersten Plektren fliegen in die Menge. Besonders begeisterte Fans stürmen zur Bühne und gehen auf die Knie, von Pausenhofdynamik keine Spur.

Es ist ein kleiner, köstlicher Vorgeschmack auf das, was noch kommen kann. Die heutigen Sieger bekommen durch ein Online-Voting die Chance auf eine Teilnahme am Finale bei der Musikmesse in Frankfurt am 9. April. Wer dort überzeugt, jammt noch diesen Sommer vor einem Megapublikum auf dem Hurricane- und Southside-Festival. Bei diesen Aussichten trommeln die Herzen von Drummern und Bassisten gleichermaßen.

Auch Will Czuch hat es mit seinem gefühlvollen Folk-Pop in die nächste Runde geschafft. Foto: Raufeld/Margarethe Neubauer
Auch Will Czuch hat es mit seinem gefühlvollen Folk-Pop in die nächste Runde geschafft. Foto: Raufeld/Margarethe Neubauer

Die Jüngsten unter ihnen sind gerade mal zwölf Jahre alt. Dennoch brüllen ABC no D ins Mikro wie die Profis. Dann wird es plötzlich still. Ein junger Mann im schlichten, weißen Hemd tritt ans Mikrofon. Sein Auftritt beginnt mit einem technischen Fehlstart, ohrenbetäubender Lärm dröhnt durch die Lautsprecher. Aber er lässt sich nicht beirren, fängt einfach noch einmal an. Will Czuch ist mit seinen 21 Jahren der älteste Teilnehmer und der einzige Solokünstler. Als Kind spielte ihm sein Vater zum Einschlafen Metallica vor, jetzt bevorzugt er die leisen Töne seiner Akustik-Gitarre. Bei seinem gefühlvollen Song schließt er die Augen, richtet den Blick dann warm und offen ins Publikum.

Auf kraftvolle Alternative-Klänge folgt tiefsinniger Deutsch-Pop aus Potsdam. Dann zieht sich die Jury zur Beratung zurück. Derweil heizen Superheld aus Leipzig, die Gewinner des vergangenen Jahres, im wilden Flackern der Lichteffekte die Stimmung noch einmal ordentlich an. Nun wird es spannend: Wer bekommt einen der begehrten Plätze im Online-Voting? Schließlich machen die Hirokesen das Rennen. Die Alternative-Pop-Band mit dem lustigen Namen, einer lautsprachlichen Mischung aus „Heroes“ und „Irokesen“, kennt sich seit der Grundschulzeit. Sängerin Jula beeindruckt mit einer dunklen, kräftigen Stimme, ihre Bandkollegen Ruben und Oskar tüfteln seit neun Jahren an gemeinsamen Songs. „Die anderen waren so gut. Damit hätten wir überhaupt nicht gerechnet“, freuen sich die drei. Und auch Will Czuch ist eine Runde weiter. Nun müssen die glücklichen Sieger auf die Unterstützung ihrer Fans vertrauen.

Vom 7. bis 20. März könnt ihr auf www.schooljam.de für eure Favoriten abstimmen.

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Kategorien Konzerte Kultur Schule & Zukunft Zwischendurch

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.