„Körperwelten“ sind für Schüler interessant

Aniko Schusterius meint, dass Schüler die „Körperwelten“ verkraften.
Aniko Schusterius meint, dass Schüler die „Körperwelten“ verkraften.

Spannend und etwas skurril sind die Eindrücke, die Besucher des neu eröffneten Körperwelten-Museums unter dem Fernsehturm mitnehmen. Anfang Februar eröffnete die Dauerausstellung mit mehr als 20 Exponaten – und stieß nicht nur auf positive Resonanz. Denn im Mittelpunkt stehen Plastinate echter Menschen. Dass die Körper Verstorbener zur Schau gestellt werden, sah der Bezirk Mitte als Verletzung des Bestattungsgesetzes und der Menschenwürde an. Deshalb kam es im Vorfeld zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Die Eröffnung wurde dadurch verschoben, aber nicht verhindert. Die Gegenstimmen zur Ausstellung kommen auch von Politikern, Juristen und der Kirche. Zu den Besuchern gehören auch Schulklassen. Die kommen aber ausschließlich aus Berlin und nicht mehr aus Brandenburg. Unmittelbar nach der Eröffnung des „Menschen-Museums“ verbot das Bildungsministerium des Landes Exkursionen dorthin. In Berlin ist es Lehrern erlaubt, ihren Schülern die Ausstellung zu zeigen. Allerdings dürfen die Ausflüge nicht verpflichtend sein. Jugendliche dürften nicht gezwungen werden, sich die „Körperwelten“ anzusehen.

Diese Regelung ist klüger als die autoritäre Brandenburger Variante. Was den Wissenszuwachs betrifft, muss man sagen: Die Schüler haben durchaus etwas von der Veranschaulichung der Struktur des Körperinneren. Man kann zu dem Ausstellungskonzept stehen, wie man will, natürlich gibt es Argumente, die dagegensprechen, Menschen zu plastinieren. Aber auf den wissenschaftlichen Aspekt reduziert, ist „Körperwelten“ interessant und kann gut den Biologie- oder Chemieunterricht ergänzen. Wichtig ist dafür, dass die Lehrer ihre Klassen gut auf den Besuch vorbereiten. Die Lehrer sollten ihren Schülern klarmachen, dass die Exponate, die sie betrachten, vor einiger Zeit genauso aus Fleisch und Blut bestanden wie sie selbst. Denn sonst kann es tatsächlich passieren, dass es in der Ausstellung geschmacklos wird – allerdings sind dann die Besucher Schuld: Als „Leichentourist“ ein Foto nach dem anderen zu schießen, ist nicht angebracht. Sich jedoch klarzumachen, was man vor sich hat und dem mit Achtung entgegenzutreten, rechtfertigt für mich den Besuch der Ausstellung „Körperwelten“.

Mein Leben liegt vor mir und ich habe noch nie darüber nachgedacht, ob ich selbst meinen Körper der Wissenschaft spenden würde. Über eine Teilnahme an einer Exkursion zu „Körperwelten“ habe ich mir hingegen sehr wohl meine Gedanken gemacht: Ich würde mitkommen.

Von Aniko Schusterius , 18 Jahre

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Kategorien Schule Schule & Zukunft Über den Tellerrand

90er-Kid, Bücherwurm, Weltenbummler. Ich liebe Musik und das geschriebene Wort. Letzteres kann man von mir seit 2012 hier lesen. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater, das mich mehr als alles andere fasziniert. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, kommt mir das Leben vor wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Inszenierungen, deren Geschichten alle festgehalten werden wollen. So inspiriert mich unsere Hauptstadt stetig zu neuen Themen für unsere Seite.