Seit einem Semester gibt es das Containerdorf für Studenten. Jugendreporterin Lea hat sich dort umgesehen
Von Lea Krüger, 21 Jahre
Gerade hat Berlin wieder ein paar Tausend junge Bewohner mehr bekommen. Das Wintersemester an den Universitäten hat begonnen und viele Jugendliche aus ganz Deutschland, die gerade ihr Abitur gemacht haben, sind in die große Stadt gezogen um hier zu studieren. Doch es gibt kaum mehr bezahlbare Wohnungen für sie. Die Studentenwohnheime sind längst überfüllt, und wegen der steigenden Mietpreise können sich viele nur mit Mühe, Not und mehreren Nebenjobs über Wasser halten.
Keine Angst vor kalten Füßen
Vor zwei Jahren entstand das Projekt EBA51, als Reaktion darauf, dass herkömmliches Wohnen für viele Studenten nicht mehr bezahlbar ist. Benannt ist es nach seinem Standort in der Eichbuschallee 51 in Plänterwald. Dort werden Studenten in Frachtcontainern untergebracht. Das klingt zwar erst mal ein wenig verrückt, doch nach einer Nacht im Containerdorf weiß ich: Unmöglich ist es nicht. Und auch keineswegs ungemütlich. Assoziationen wie „kalt“ und „unansehnlich“ erweisen sich als falsch. Denn von innen sind die Container mit der rostigen Fassade kaum von herkömmlichen Wohnungen zu unterscheiden.
Auf kleinem, aber effizient eingerichtetem Raum gibt es alles, was man als Student benötigt: ein Bad, eine Küchenzeile, ein Bett und einen Arbeitsplatz. Trotz der insgesamt kleinen Wohnfläche aller Wohneinheiten erscheinen die Räume nicht beengt. Die Wände sind farbig gestrichen und mit schlichtem und modernem Mobiliar ausgestattet. Dennoch sind alle Wohnungen individuell eingerichtet. Genügend Tageslicht fällt durch die komplett verglasten Enden der Container in den Wohnraum. Über kalte Füße müssen sich die Bewohner auch keine Sorgen machen. „Die Wände sind von innen mit einer hocheffizienten Vakuumwärmedämmung ausgestattet“, erklärt Projektsprecherin Tina Sorgenlos.
Teilt man sich einen Double- oder Triple-Container mit ein paar Freunden, sollte man allerdings darauf vorbereitet sein, dass es im Badezimmer wenig Privatsphäre gibt: Geschlossen wird dieses nur durch eine halb durchsichtige Schiebetür, durch die zumindest die Silhouette desjenigen, der sich gerade wäscht, deutlich zu erkennen ist.
Angegliedert an die Wohncontainer sind Gemeinschaftsräume mit viel Platz zum Abhängen sowie eine Waschküche und eine große Küche. Denn auch wenn man in den Containern kochen kann, gibt es dort keinen Platz für einen Backofen.
Cooler als im Szenebezirk
Einen Container von rund 26 Quadratmetern, genannt Single-Einheit, kann man für 389 Euro im Monat mieten. Klingt erst einmal viel. „Allerdings muss man bedenken, dass in diesem Preis schon Nebenkosten und die Gebühren für das Internet enthalten sind“, sagt Tina Sorgenlos. Wer wirklich nur sehr wenig Geld zur Verfügung hat, kann sich die Wohnungen trotzdem nicht leisten. Auch wenn man einen Container für mehrere Personen mietet, bleibt der Preis für alle etwa der gleiche: Teurer als die häufig ausgebuchten Wohnheime, aber günstiger als die meisten Wohnungen.
Weil die Container ausschließlich an Studenten vergeben werden, sind die Bedingungen, zu denen sie sie mieten können, an ihre Bedürfnisse angepasst. So kann der Mietvertrag flexibel an die eigene Studienzeit angepasst werden. So ist diese Art von Unterkunft eine echte Alternative zu „normalen“ Wohnungen.
Das Containerdorf eignet sich auf jeden Fall für Studenten, die mit eher minimalistischer Einrichtung auskommen. Und so viel steht fest: Der Wohnsitz ist definitiv origineller als so manche alternative WG in Friedrichshain. Der einzige Abstrich, den man in dieser Hinsicht machen muss, ist die Lage – Plänterwald kann man wirklich nicht mehr als City bezeichnen. Der Beliebtheit der Container scheint das nicht zu schaden. Für dieses Semester sind sie bereits alle vermietet. Vormerken lassen für das Sommersemester 2015 kann man sich aber schon jetzt.