Für fast alle was dabei

Foto: dpa Wer im Studium mit einem Stipendium gefördert wird, kann sich ganz auf die Vorlesung konzentrieren, da er Geld von einer Stiftung bekommt ...
Foto: dpa
Wer im Studium mit einem Stipendium gefördert wird, kann sich ganz auf die Vorlesung konzentrieren, da er Geld von einer Stiftung bekommt und sich keine Gedanken machen muss, dass im Anschluss an den Unitag noch eine Nachtschicht im Nebenjob ansteht.

Tausende Schüler werden bald Studenten. Viele bewerben sich um Stipendien. Deren Bandbreite ist riesig

Von Miriam Kniep, 23 Jahre

In den vergangenen Wochen haben Tausende Jugendliche in Deutschland ihr Abitur bestanden. Für viele folgt nun der Bewerbungsmarathon an den Unis. Ist der erst überstanden, stellt sich meist die Frage, wie man das Studium finanziert. Neben dem Bafög kann ein Stipendium eine Möglichkeit sein. In Deutschland vergeben 13 vom Bundesbildungsministerium mitfinanzierte Studienwerke und Stiftungen Stipendien an begabte Schüler und Studenten: Mit Avicenna wurde in der vergangenen Woche das dreizehnte Begabtenförderungswerk vorgestellt, das ab dem Wintersemester 2014/2015 rund 400 muslimische Studierende fördert. In einem Überblick stellt die Jugendredaktion die staatlich unterstützten Förderungswerke vor, für die man sich bereits bewerben kann, wenn man im kommenden Semester das Studium beginnt:

 

Cusanuswerk: Das Cusanuswerk ist das Förderprogramm der katholischen Kirche und richtet sich an katholische Studierende, die auch am Kirchenleben gestaltend teilnehmen. Der Dialog zwischen Kirche und Wissenschaft ist dem Werk wichtig, deshalb werden den Stipendiaten neben finanzieller und wissenschaftlicher Unterstützung auch Veranstaltungen zur Einkehr und zum religiösen Austausch geboten. Seit der Gründung 1956 hat das Cusanuswerk mehr als 5.000 Studierende und Promovierende gefördert.

 

Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk: Das  zweitjüngste vom Bildungsministerium unterstützte Studienwerk fördert seit 2009 jüdische Studierende mit überdurchschnittlichen Leistungen. Bewerbungsvoraussetzungen sind Engagement in der jüdischen Gemeinde oder im sozialen Bereich. Neben dem Ziel, begabten Studierenden Bildungschancen zu eröffnen, sollen die Stipendiaten zur Mitgestaltung der Jüdischen Gemeinde in Deutschland ermutigt werden.

 

Evangelisches Studienwerk Villigst: In Ausnahmefällen können sich bei dem Studienwerk auch Studierende bewerben, die nicht Mitglied der Kirche sind. Wichtig ist dem Studienwerk das soziale Engagement seiner Stipendiaten. Außerdem werden im Moment auch fünfzig Studierende aus dem europäischen Ausland unterstützt. Mit dem „Villigster-Netzwerk“ wird zudem ein Kontaktforum zum Austausch zwischen Studierenden und Unternehmen oder ehemaligen Stipendiaten angeboten.

 

Friedrich-Ebert-Stiftung: Die älteste politische Stiftung Deutschlands steht der SPD nahe. Gefördert werden vor allem politisch engagierte Studenten mit überdurchschnittlichen Leistungen aus finanziell schwachen Familien oder mit Migrationshintergrund. Auch bei der Friedrich-Ebert-Stiftung wird viel Wert auf die Vernetzung ehemaliger Stipendiaten mit ihren Nachfolgern gelegt, um diesen den Einstig ins Berufsleben zu erleichtern.

 

Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit: Der Name ist Programm: Die FDP-nahe Stiftung richtet sich an Studenten im In- und Ausland, die sich durch liberales politisches Engagement auszeichnen und besonders bereit sind, sich in das Stiftungsleben einzubringen. So erhalten sie etwa die Möglichkeit zur Mitarbeit in interdisziplinären Stipendiatenkreisen, zur Durchführung von Seminaren oder zur Publikation ihrer Forschungsergebnisse.

 

Hanns-Seidel-Stiftung: Die CSU-nahe Stiftung hat neben der finanziellen Unterstützung ein journalistisches Förderprogramm. Studienbegleitend können Stipendiaten in diesem praxisorientierten Programm journalistische Schlüsselqualifikationen in den Bereichen Print-, Bild-, Radio- und Fernsehjournalismus erlernen, um optimal auf eine spätere Tätigkeit in der Medienbranche vorbereitet zu sein.

 

Hans-Böckler-Stiftung: Menschen, die bereits im Berufsleben stehen oder kein Studium finanzieren können, möchte die Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes unterstützen. Soziale Bedürftigkeit und gesellschaftliches Engagement sind zentrale Kriterien im Auswahlverfahren. Außerdem verfolgt die Hans-Böckler-Stiftung ein Programm, das unter bestimmten Voraussetzungen auch Bewerbern ohne Abitur den Zugang zum Studium ermöglicht.

 

Heinrich-Böll-Stiftung: „Rückenwind für Talente“ ist das Motto der den Grünen nahen Stiftung, die sich besonders den Themen Ökologie und Nachhaltigkeit widmet. Daher gibt es insbesondere Förderprogramme für Studierende der MINT-Fächer mit ökologischem Schwerpunkt.

 

Konrad-Adenauer-Stiftung: Die CDU- nahe Stiftung hat mit 3 000 Stipendiaten eines der größten Förderprogramme. Ziel ist es, in allen Bereichen künftige Eliten und Führungskräfte zu fördern. Mit ihrer Journalistenschule ermöglicht die Stiftung eine Ausbildung zum Journalisten noch im Studium. Für Oberstufenschüler gibt es die „Medienwerkstatt“, in der Jugendliche journalistische Grundkenntnisse erlernen können.

 

Rosa-Luxemburg-Stiftung: Die der Linkspartei nahestehende Stiftung will sozialer, politischer und geschlechtlicher Ausgrenzung entgegenwirken. Neben finanzieller Unterstützung werden den Stipendiaten Seminare angeboten, die sich mit gesellschaftspolitischen Fragen befassen.

 

Stiftung der deutschen Wirtschaft: Eine Besonderheit des Studienwerks ist der Wettbewerb „Herausforderung Unternehmertum“, bei dem Studierende Geschäftsideen vorstellen können, in Workshops unterstützt werden und die Chance auf ein Startkapital haben. Zudem bietet die Stiftung Seminare und ein Studienkolleg für Lehramtsstudierende an, um sie mit Beschäftigten in Schulen und der Schulverwaltung zu vernetzen.

 

Studienstiftung des deutschen Volkes: Sie ist mit 11 000 Stipendiaten jährlich das größte deutsche Begabtenförderungswerk und als einziges politisch, religiös und weltanschaulich unabhängig. Ausgewählt werden die Studierenden in einem Test.

 

 

Viel Geld und gute Kontakte

 

Alle Studienwerke fördern ihre Stipendiaten finanziell. Abhängig vom Einkommen erhalten sie bis zu 597 Euro monatlich. Hinzu kommt Geld für Bücher. Außerdem gibt es Seminare und Sommerschulen. Oft werden Auslandsaufenthalte übernommen.

Besonders wertvoll sind für die Stipendiaten neben diesen Angeboten auch die Kontakte zu ehemaligen Absolventen. Alle Stiftungen arbeiten darauf hin, ihre aktuellen und früheren Geförderten so gut wie möglich miteinander zu vernetzen.

Uneigennützig ist die Arbeit der Stiftungen also nicht – Stipendiaten, die dank guter Kontakte nach dem Studium gutbezahlte Jobs kriegen, können dann selbst an die Stiftung spenden oder als bekannte Personen Werbung für sie machen.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Schule Schule & Zukunft Uni & Ausbildung

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.