Ausgesetzt, geschröpft und eingeschläfert

Warten, dass es weitergeht – häufiges, aber vergleichsweise geringes Übel. Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Berliner Schüler berichten von ihren schlimmsten Erlebnissen mit Jugendreiseveranstaltern

Wir hatten eine Busreise nach London gebucht. In Hannover machten wir Halt, weil weitere Jugendliche zusteigen sollten. Aber es stellte sich heraus, dass die Veranstalter den Bus einfach gnadenlos überbucht hatten. Nach langen Diskussionen wurde ausgelost, wer nicht mehr mit durfte. Ratet mal, wer nach vier Stunden Wartezeit im Zug zurück nach Berlin saß!
Sandra, 18 Jahre

„Tolle Partys und der schöne Plattensee erwarten euch bei der Fun-Reise nach Siofok. Jetzt buchen und richtig sparen.“ Die Werbung des Jugendreiseveranstalters klang vielversprechend. Aber nichts da! 800 Euro für zwei Wochen in einem 3-Sterne-Hotel. Hinzu kamen die Club-Eintrittsgelder und die Kosten für sonstige „Aktionen“ des Veranstalters. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die nächsten Enttäuschungen ließen nicht lange auf sich warten: ungenießbares Essen, Jugendherberge-Feeling und Teamer, die ein Uhr nachts den Rückmarsch ins Hotel ankündigten, obwohl die Party da erst los ging. Die Ausgaben für diese nächtlichen Kurzbesuche in den Diskotheken waren kaum zu überblicken und die Stimmung bald am Boden. Fazit der Fun-Reise: viel versprochen, wenig gehalten.
Marie, 15 Jahre

Von Berlin nach Südwest-Frankreich ist es natürlich weit. Aber mit unserem Veranstalter dauerte es durch einige Umwege und einen unfreiwilligen mehrstündigen Aufenthalt an einer Hannoveraner Raststätte tatsächlich 26 Stunden, bis wir endlich ankamen. Als wäre das nicht genug, hatten die Jugendlichen im hinteren Teil des Busses auch noch beschlossen, die gesamte Reise lang zu singen: „… Allee, Allee, Allee, eine Straße, viele Bäume …“ – das Lied verfolgt mich bis heute.
Elisa, 18 Jahre

Auf Abifahrten unternimmt man meist nicht gerade aus eigenem Antrieb heraus ein ausschweifendes Kulturprogramm. Schön also, wenn ein Ausflug nach Budapest im Preis der Jugendreise bereits inbegriffen ist. Allerdings steckte der Veranstalter wahllos zu viele verschiedene Jugendgruppen zusammen, was die Fahrt durch viele kleine Reibereien etwas unangenehm machte. Richtig grausam wurde es, als der Ausflug darin bestand, stupide im Bus durch die Gegend zu fahren, während ein Reisebegleiter in einschläferndem Tonfall etwas herunterleierte, was sich stark nach Wikipedia-Artikel gewürzt mit Infos aus der Boulevard-Presse anhörte.
Felix, 19 Jahre

Bei größeren Problemen mit eurem Jugendreiseveranstalter könnt ihr euch an die kostenlose Rechtsberatungsstelle für Jugendliche des Berliner Anwaltsvereins wenden. Telefonische Anmeldung unter Tel. 46 06 75 84.
www.berliner-anwaltsverein.de

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