Auf der Suche nach dem zweiten Zuhause

Massenbewegung: In den USA gerät die Suche nach dem besten College zum Familienspektakel

Von Debora Hermanns, 17 Jahre

Ziel der Mission: lernen innerhalb der ehrwürdigen Mauern von Harvard. / Foto: Deborah Hermanns

CAMBRIDGE/MASSACHUSETTS. Der kleine Theatersaal im Besucherzentrum auf dem Campus der Harvard University, der heute als Kulisse für eine Informationsveranstaltung dient, füllt sich. Inzwischen müssen über 100 Schüler, Eltern und Geschwister Platz genommen haben. Sie tuscheln aufgeregt und blättern ihr Infomaterial durch. Die Versammelten kommen aus Staaten wie New Hampshire und Florida, aus Nevada und New York, ein paar von ihnen haben sogar den Atlantik überquert.

Für die meisten von ihnen ist Harvard lediglich ein weiterer Zwischenstopp auf ihrer großen College-Reise durch die USA. In vielen amerikanischen Familien hat diese Reise im Sommer vor dem letzten Higschool-Jahr Tradition. Die College-Besuche werden zu regelrechten Familienspektakeln, an denen nicht nur der interessierte Schüler, sondern auch Eltern, kleine Geschwister und im Extremfall sogar Großeltern teilnehmen. Alle ziehen sie los, um das perfekte College zu finden. Und für viele von ihnen ist das das Harvard College in Cambridge, Massachusetts.

Auch der 17-jährige Samuel Clarke aus Ohio ist von dem wunderschönen Campus begeistert und kann sich gut vorstellen, hier eines Tages zur Schule zu gehen. Er wird von seinen Eltern begleitet. „Wir haben uns eine Woche frei genommen, um mit ihm all seine Wunsch-Colleges zu besuchen“, sagt sein Vater Mike. „Aber eigentlich ist er sehr selbstständig und weiß, was er will. Unsere Rolle ist es einfach, ihn zu begleiten und zu unterstützen.“

Endlich betreten ein so genannter Admission Officer und zwei Harvardstudenten die Bühne und beginnen ihre Lobhymnen auf die Uni. Es ist die Rede vom erstklassigen akademischen Curriculum und dem sozialen Leben auf dem Campus. Der Admission Officer erwähnt die unglaublichen finanziellen Hilfen und schwärmt von den Sportmöglichkeiten. Im Anschluss an die Infoveranstaltung können sich die Gäste den Studenten für eine Campustour anschließen – vorbei an ein paar Wohnhäusern, der Dining Hall und natürlich der großen Universitätsbibliothek, der größten der Welt.

Auf dem Harvard Yard, einer grünen Fläche mitten im Herzen des Campus, nimmt sich Jeffrey, Tour-guide und Harvardstudent im zweiten Jahr, Zeit, die Stimmung mit einigen Anekdoten aus der langen Historie der Universität aufzulockern. Und tatsächlich, die Geschichte über die fälschliche Entstehung der Harvardstatue hat ihm mal wieder einige Lacher eingebracht. Am nächsten Tag zur gleichen Zeit wird er wieder auf genauso verträumte Schüler und engagierte Eltern treffen, sie mit den gleichen Geschichten beeindrucken und ihnen auf dem selben Harvard Yard von seinem geliebten zweiten Zuhause erzählen.
Dann werden die Clarkes längst weitergezogen sein, in die nächste Stadt, den nächsten Bundesstaat. Der Sommer ist noch lang, genauso wie die Liste mit Colleges, die noch begutachtet werden müssen.

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