Prominente Frage: Ulrich Khuon

Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.

Ulrich Khuon fragt die Jugendredaktion: „Ist heutzutage das Live-Erlebnis noch wichtig?“

Ulrich Khuon ist Intendant des Deutschen Theaters in Berlin. Foto: dpa
Ulrich Khuon ist Intendant des Deutschen Theaters in Berlin. Foto: dpa

Die Jugendredaktion antwortet: Darauf, lieber Herr Khuon, kann es eigentlich nur eine Antwort geben: Na und ob. So wichtig wie schon lange nicht mehr, würde ich sogar sagen. Gerade für Jugendliche. Klar, auf den ersten Blick sieht es nicht danach aus: Statt Dramen, die im Theater aufgeführt werden, gibt es heute Drehbücher für Hollywood. Um Musik zu hören, muss man kein Konzert mehr besuchen, sondern nur noch Lieder bei iTunes herunterladen. Hinzu kommt, dass die Kultur aus der Konserve viel billiger ist als die allermeisten Live-Erlebnisse – ein Kinoticket kostet in der Regel immer noch weniger als Karten für eine Theateraufführung. Und wenn berühmte Musiker mit ihrem neuen Album auf Tour gehen, dann ist der Eintritt für eines der Konzerte häufig so teuer, dass man sich für den Preis die Gesamtwerke all seiner Lieblingsinterpreten auf CD kaufen könnte.

Das ist wohl die Ursache dafür, dass der Eindruck entsteht, jungen Menschen wäre es nicht mehr wichtig, Kultur live zu erleben. Aber so ist es nicht. Fast alle Jugendlichen gehen gern auf Konzerte und auch ins Theater. Aber die wenigsten können es sich mehr als ein paar Mal im Jahr leisten. Man muss lange sparen, und deshalb wissen Jugendliche die Liveauftritte, die sie sehen, ganz besonders zu schätzen – vielleicht sogar mehr als viele Erwachsene, für die das Vergnügen erschwinglicher ist.

Man sieht das auch daran, dass sich in den vergangenen Jahren viele alternative Liveveranstaltungen etabliert haben, die sich besonders an Jugendliche richten. Es gibt eine U20-Poetry-Slam-Meisterschaft. Und bei Science Slams sind es meist sehr junge Nachwuchswissenschaftler, die unterhaltsame Vorträge über naturwissenschaftliche Themen halten. Im Publikum lauschen viele Schüler. Sie sehen, das Live-Erlebnis gewinnt in unserer Generation sogar in Bereichen an Bedeutung, in denen es bis vor einiger Zeit eigentlich gar keine Liveperformances gab. Literarische Texte liest man schließlich klassischerweise immer noch zu Hause auf dem Sofa und auch Chemie und Physik sind von Hause aus eher Beschäftigungen für das stille Kämmerlein. Dass sich das nun ändert, zeigt: Um die ausreichende Würdigung des Live-Erlebnisses müssen wir uns keine Sorgen machen.

Patrick Schmitt (19 Jahre)

Das könnte Dich auch interessieren

  • Prominent gefragt: H.P. Baxxter

    H. P. Baxxter fragt die Jugendredaktion: „Traut ihr euch nicht mehr, Menschen…

  • Prominente 
Frage


    Manuel Möglich fragt die Jugendredaktion: „Welches Vorurteil über die heutige Jugend in…

  • Prominente Frage

    Stefan Liebich fragt die Jugendredaktion: „Vor wenigen Tagen wurde die Gedenktafel für…

  • Prominent gefragt: Pigor

      Pigor fragt die Jugendredaktion: „Warum lassen Jugendliche die leckersten Gerichte zurückgehen,…

Kategorien Gesellschaft Prominent Gefragt Zwischendurch

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.