Promifrage

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Foto: Reimkultur Musikverlag/Nele Martensen

Bodo Wartke fragt die Jugendredaktion: „Als ich vor 15 Jahren mein Abitur in der Tasche hatte, wusste ich nicht, was ich werden will. Die allgegenwärtige Forderung, herangetragen an mich durch Familie, Schule und Medien, jetzt doch bitteschön zu wissen, was ich will, stand im Raum. Dabei wusste ich überhaupt nicht, was ich will – und fühlte mich unsicher und überfordert. Meine Frage: Machen Jugendliche heute auch diese Erfahrung? Ist der Druck größer geworden oder ist es einfacher, ‚seinem Herzen‘ zu folgen?“

 

Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Bodo Wartke, es scheint vielleicht, als wäre es für uns heute leichter, sich den „Herzenswunsch“ zu erfüllen. Denn wenn man davon spricht, bei der Berufswahl seinem Herzen folgen zu wollen, denkt man meist an eine künstlerische Tätigkeit – Schauspieler, Musiker oder Schriftsteller. In all diesen Berufen ist es durch das Internet leichter geworden, ein Publikum zu erreichen oder sogar über Nacht berühmt zu werden. Zudem erwecken Castingshows den Anschein, vermeintliche Zukunftsträume wie Popstar oder Topmodel zu werden, könnten für jeden wahr werden.

 

Für die restlichen 99 Prozent, deren Traum es ist, einen anderen Beruf zu ergreifen, ist es nicht leichter geworden, sondern vielleicht sogar schwerer: Die Konkurrenz um einen Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplatz kommt aus der ganzen Welt.

 

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Ist seinem Herzen gefolgt und wurde im Internet berühmt: Rapper Psy.
Foto: DPA

Sicher ist es heute bei Eltern akzeptierter, dass Kinder tun, woran sie Freude haben und sich womöglich langsamer, aber dafür mit mehr Spaß einem Beruf zuwenden. Aber es gibt sie noch, die Mütter und Väter, die meinen, dass ihre Kinder lieber „was Ordentliches“ machen sollen. Wahrscheinlich ist es immer noch so wie in Ihrer Generation, dass sich unsere Eltern Sorgen machen, ob wir genug verdienen, um später ohne sie auskommen zu können.

 

Womit wir das schaffen können, ist für uns selbst schwer zu ersehen: Wer sich heute mit verschiedenen Berufen auseinandersetzt, kriegt von der Schule, der Berufsberatung und allen Stellen, die einem eigentlich helfen sollen, den Eindruck vermittelt, dass jede der Branchen, die einen interessieren, gerade im Niedergang begriffen sei. Auch denen von uns, die wissen, wo sie hinwollen, wird auf diese Weise Angst gemacht.

 

Mir persönlich wird immer abgeraten Journalistin zu werden. Alle sagen, damit könne ich nicht einmal genug Geld verdienen, um mich zu ernähren. Ich möchte das Schreiben trotzdem nicht aufgeben. Wenn es später nicht fürs Essen reicht, sattel ich eben um – auf Topmodel, dünn genug bin ich dann wenigstens.

 

Ihre Carola Wondrak, 21 Jahre

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