Prominent gefragt: Jennifer Rostock

Jennifer Rostsock ist eine Berliner Band, die seit 2007 auf Deutsch rockt. Foto: WMG/Katja Hentschel

Jennifer Rostock fragt die Jugendredaktion: „Wem wärst du lieber nie begegnet und warum?“


Die Jugendredaktion antwortet: Liebe Mitglieder von Jennifer Rostock, eure Frage ist eine echte Herausforderung. Bitte versteht das nicht als Vorwurf, sie ist wirklich interessant, aber die Aufgabe, eine spaltenfüllende Antwort darauf zu finden, ohne für Verwerfungen im Verwandten- und Bekanntenkreis zu sorgen, hat mich offen gesagt längere Zeit beschäftigt. Zu meinem Glück bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es für euch ohnehin uninteressant wäre, hier eine Liste mit Namen aus meinem privaten Umfeld vorzufinden. Dafür zeichnet sich in jugendredaktionsinternen Gesprächen bereits seit geraumer Zeit eine Meinungstendenz ab, wenn es um Personen geht, denen man lieber aus dem Weg gehen sollte: Sportlehrer erfreuen sich offenbar größtmöglicher Unbeliebtheit.


In der Grundschule hatte ich Sportunterricht bei einem Lehrer, der über alle Jahrgänge hinweg gefürchtet war: Herr K. war – zumindest in unserer Wahrnehmung – uralt und, davon waren wir überzeugt, ein Genius des Bösen. Im Unterricht jagte uns Herr K. um den Sportplatz, zu musikalischer Untermalung. Jennifer Rostock gab es in den späten 90er-Jahren zwar noch nicht, aber selbst wenn, da bin ich sicher: Herrn K. wäre es egal gewesen. Er wusste, wie man Schüler bricht und ließ uns allwöchentlich zu „Quit Playing Games With My Heart“ und „I Want It That Way“ von den Backstreet Boys rennen.


In der dritten Klasse hatten wir einmal in der Woche Schwimm­unterricht. Dann schwang sich Herr K. auf sein rostiges Herrenrad und radelte gemütlich neben uns her. Wir mussten selbstverständlich zum Stadtbad joggen, zwar ohne die Backstreet Boys, dafür aber mit Herrn K.s Stimme im Ohr, die keifte: „Schneller, ihr lahmen Enten, sonst lohnt es sich nicht mehr zu schwimmen, dann könnt ihr gleich zurück in Richtung Schule rennen.“


Mehr als zehn Jahre ist das her. Vor Kurzem besuchte ich einen meiner besten und ältesten Freunde, in Herrn K.s Unterricht waren wir Leidensgenossen. Wir saßen vor dem Fernseher und sahen zufällig die Komödie „Mister Woodcock“ mit Billy Bob Thornton, in der es um einen sadistischen Sportlehrer geht, der die Mutter eines ehemaligen Schülers heiraten möchte, was dieser wiederum mit allen Mitteln zu verhindern versucht. In der ersten Szene sieht man den Sportlehrer, wie er einem Grundschüler mit voller Wucht einen Basketball in die Magengrube wirft. Ohne die Augen von der Mattscheibe zu heben, riefen wir spontan und gleichzeitig den Namen von Herrn K. Ich fürchte, wir sind traumatisiert. Ich jedenfalls konnte mich bis heute nicht zu freiwilliger, regelmäßiger sportlicher Betätigung aufraffen. Ich bin ganz sicher: Sollte ich eines Tages aufgrund von Bewegungsmangel krank werden, ist Herr K. schuld. 
Auch die Backstreet Boys habe ich im Übrigen nie wieder gehört.


Euer Vivian Yurdakul, 23 Jahre


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