Prominent gefragt: Anne Will

Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben Prominenten Antworten 
auf alle Fragen dieser Welt.

Anne Will ist Fernsehjournalistin und leitet eine politische Talkshow im Ersten. (Foto: dpa/Soeren Stache)

Anne Will fragt die Jugendredaktion: „Welche Frage wird euch besonders 
häufig gestellt, obwohl ihr sie völlig überflüssig findet?“

Die Jugendredaktion antwortet: „Und, was willst du mal werden, wenn du groß bist?“ – „Ich weiß noch nicht genau, Rettungspolizist, vielleicht auch Bauernhofbesitzer oder halt Astronaut, wenn’s nicht anders geht.“

So einfach war sie einst zu beantworten, liebe Frau Will, die Frage aller Fragen. Die Erwachsenen lächelten nachsichtig und freuten sich über die Fantasie des Kindes. Doch je älter man wird und je näher der Einstieg in die Arbeitswelt rückt, desto drängender und häufiger kommt die Frage von allen Seiten: „Weißt du denn schon, was du nach der Schule machen willst?“, und das sogar von Leuten, die man vielleicht ein Mal im Jahr sieht. Bei vielen Jugendlichen würde die ehrliche Antwort wohl lauten: „Ich habe vor, eine brotlose Kunst zu studieren, und danach werde ich etwas Zeit mit kleinen Jobs verplempern, bis ich vielleicht doch eine Weiterbildung mache, damit ich in einem Schreibtischberuf arbeiten kann, der mich nicht erfüllt.“ Wahlweise auch: „Ich mache irgendeine Ausbildung, weil ich für meinen Traumberuf eh keinen Platz bekomme, und später vegetiere ich dahin mit Hartz IV.“

Was bezwecken die Erwachsenen mit ihren Fragen? Fast jeder Schüler plagt sich schon selbst unaufhörlich mit dieser Ungewissheit: Was will ich machen? Wie kann ich es erreichen? Wo will ich hin, und hat das Aussicht auf Erfolg? Man hat vage Vorstellungen von seinen Interessen, aber selbst wenn man das Glück hat, die eine oder andere klar vor Augen zu sehen, sagt einem niemand, was man damit anfangen soll. An den Schulen gibt es so gut wie keinen Praxisbezug. Man lernt Theorie pur und wird dann mit einem Händedruck und einem Faltblatt in die Welt entlassen – wenn man sich nicht schon den Platz an der nächsten, noch theorielastigeren Lerninstitution gesichert hat.

Früher war das noch einfach mit den Berufswünschen. (Foto: dpa)

Um also höflich zu sein und sich nicht bloßzustellen, sagt man Sachen wie: „Ich bin noch nicht sicher“, „was mit Medien“ oder „vielleicht etwas Richtung Soziales“. Und versucht, sich schnell zu verziehen. Später, wenn man im besten Fall tatsächlich genauere Pläne hat, wird es nicht besser. Oft heißt es dann: „So so, aha, und was macht man damit?“, und man muss sich auch noch rechtfertigen, diese Entscheidung für sich und sein Leben getroffen zu haben.

Lasst uns doch in Ruhe. Wenn wir endlich wissen, was wir wollen, ist das wunderbar und darf nicht hinterfragt werden. Wenn es nicht passt, werden wir es selbst merken. Und dann fragen wir euch nach Rat.

Ihre Laura Harmsen (20 Jahre)

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