Prominent gefragt: Robert Skuppin

 

Robert Skuppin ist legendärer Moderator bei Radio Eins vom rbb. Außerdem schreibt er Bücher. Foto: RBB/Jenny Sieboldt

Robert Skuppin fragt die Jugendredaktion: Warum machen sich Jugendliche bei den TV-Casting-Shows zum Löffel und 
sehen in Dieter Bohlen und Heidi Klum auch noch Vorbilder?

 

Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Herr Skuppin, wie oft habe ich mich das schon gefragt! Man könnte meinen, ich als Jugendliche wäre auch für das öffentliche Zum-Löffel-Machen empfänglich. Treffendes Wort übrigens! Es scheint sich bei uns jungen Leuten nämlich um eine Bevölkerungsgruppe zu handeln, die es entweder total waghalsig und cool findet, nah an der Grenze zur Peinlichkeit zu wandeln, oder die schlicht begriffen hat, dass sich mit Beschränktheit gut Geld machen lässt.

 

 

So ist das nun mal mit den modernen Medien. Ästhetik und Kunst zählen nichts mehr, es geht allein ums Auffallen durch Skurriles! Auf der einen Seite haben wir die Naiven, die für das erhoffte Leben als Topmodel oder Superstar nicht nur ihren gesunden Menschenverstand, sondern auch das letzte bisschen Stolz opfern. Auf der anderen Seite gibt es die Schlagfertigen, die knallhart berechnen und etwa als die größten Zicken der Show die Einschaltquoten sichern und sich bereits auf eine steil nach oben verlaufende Karriere als Big-Brother-Star und Dschungel-oberhaupt freuen. Auch wenn der Erfolg zeitbegrenzt ist. Neue Show, neuer Star, so läuft das.

 

 

Doch was erweckt nun den Wunsch in vielen Jugendlichen, Teil dieser Fließbandproduktion von Peinlichkeiten zu werden? Gesellschaftliche Anerkennung? Ruhm und Ehre? Ein Leben zwischen rotem Teppich und Dinnerpartys mit Kaviar? Wohl kaum. Jeder weiß, dass dies zwar vorgesehen, aber nicht umsetzbar ist. Und nach der siebten Staffel dürfte das auch der Langsamste begriffen haben! Bekannt werden, egal wie? Verlorene Wetten? Geldnöte? Schon eher. Das ist traurig, vielleicht aber für einige der einzige Lichtblick in einer noch traurigeren Lebenswirklichkeit. Und vielleicht ist genau das die Antwort auf Ihre erste Frage.

 

 

Interessant ist aber auch die Sache mit den Vorbildern. Sind Klum und Bohlen wirklich Vorbilder? Vielleicht eher Patrone. Sie übernehmen so etwas wie eine Mutter- beziehungsweise Vaterrolle, nicht nur für die Kandidaten in den Shows, sondern auch für die bewundernden Zuschauer. Sie sind den Weg schon gegangen, den die Möchtegernstars gern einschlagen würden. Die Kandidaten und die Zuschauer, die sich mit ihnen identifizieren, vertrauen auf die Urteilskraft der Juroren, binden sich an sie, lassen sich auf dem Weg gen Traumerfüllung an die Hand nehmen.

 

 

Ein letztes Wort noch: Das alles macht nicht nur Jugendlichen Spaß – wenn es bei Bohlen und Klum keine Altersgrenzen gäbe, würden die Jugendlichen in der Show wahrscheinlich sogar in der Minderheit sein.

 

Ihre Henrike Hillmann 
(18 Jahre)

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