Prominent gefragt: Pigor

 

Thomas Pigor ist preisgekrönter Kabarettist, Liedermacher und Bühnenautor. 
Er lebt in Berlin. Foto: Promo

Pigor fragt die Jugendredaktion: „Warum lassen Jugendliche die leckersten Gerichte zurückgehen, wenn eine Kleinigkeit drin ist, die ihnen angeblich nicht zusagt?“

Die Jugendredaktion antwortet: 
Sehr geehrter Pigor, ich glaube, Sie hätten kein Problem mit Jugendlichen essen zu gehen, wenn Sie das in Wanne-Eickel oder Castorp-Rauxel oder irgendeinem anderen Ort tun würden, in dem Sie lediglich die Wahl haben zwischen einem italienischen Restaurant, einer deutschen Bahnhofsgaststätte und einem asiatischen Imbiss. Doch hier, in Berlin, tobt ein kulinarischer Krieg, ein regelrechter Kampf der Esskulturen.

Auf der einen Seite steht die Bio-Freiland-Fraktion. Binnen weniger Jahre hat sie vom Prenzlauer Berg aus einen beträchtlichen Teil des Stadtgebietes erobert. In den Besatzungszonen Friedrichshain und Kreuzberg hat sie zahlreiche Stützpunkte in Form von Bio-Supermärkten und veganen Restaurants errichtet.

Gegen sie zur Wehr setzen sich die Yuppie-Gourmets, die den Großteil des Bezirks Mitte verteidigen. Sie fläzen sich auf nappalederbezogenen Lounges, während sie Gänsestopfleber oder Sushi zu Preisen in sich hineinschaufeln, die das Bruttosozialprodukt einiger Nordafrikanischer Staaten in den Schatten stellen.

Wir Jugendlichen stehen in diesem Konflikt zwischen den Fronten. Wir wollen keine Dinkel-Müsli-Riegel. Wir wollen keine Gänsestopfleber und kein Sushi. Das Exotischste, was wir bestellen, wenn wir essen gehen, ist Pizza Hawaii. Da wissen wir, was wir bekommen und müssen dem Kellner bei der Bestellung auch keine Fragen wie „Entschuldigen Sie, was ist denn eine Cozze?“ oder „Könnte ich die 42 wohl mit Pommes statt der karamelisierten Kroketten bekommen?“ stellen.
Ihr Vivian Yurdakul (20 Jahre)

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