Petitionen sind nicht für Misserfolge da

Von Carola Wondrak, 21 Jahre

Ein Kind sollte nicht traurig aus der Schule nach Hause kommen. Dieser Auffassung ist auch eine Mutter aus Konstanz. Nachdem ihr neunjähriger Sohn weinend von den Bundesjugendspielen zurückkehrte, weil er nur die Teilnahmeurkunde bekommen hatte, twitterte sie: „Erwäge Petition. […] Ernsthaft.“ Gesagt,getan. Seit wenigen Tagen läuft die Petition gegen die sportliche Pflichtveranstaltung. Tausende haben sie bereits unterzeichnet.

Carola Wondrak ist gegen die Abschaffung der Bundesjugendspiele. Foto: Privat
Carola Wondrak ist gegen die Abschaffung der Bundesjugendspiele. Foto: Privat

Seit 1951 werden die Spiele jährlich an allen Schulen Deutschlands ausgerichtet. Das Sportfest ist fester Teil des Schulalltags. Ich bin keinesfalls eine Verfechterin dieser Veranstaltung. Sprinten, springen, werfen – die wenigsten Schüler sind in diesen Disziplinen wirklich talentiert. Meine Sportlehrer haben mir nie erklärt, wie ich den Ball werfen muss, damit er auch wirklich weit fliegt. Die Theorie war kein Thema. Und so reichte es Jahr für Jahr – wie für die meisten meiner Mitschüler – nur für den Trostpreis, die Teilnahmeurkunde. Auch das Wetter spielte nie mit: Entweder war es so heiß, dass man sich beim Weitsprung die Haut am heißen Sand verbrannte. Oder es regnete und rein gar nichts machte Spaß.

Dennoch: Anstatt die Bundesjugendspiele abzuschaffen, schlage ich vor, Prüfungen einzuführen, die alle möglichen angeborenen Talente berücksichtigen. Wie wäre es mit einem Preis für den Schüler, der am besten jongliert? Oder für den, der es schafft, am langsamsten Fahrrad zu fahren? Oder für jenen, der es schafft, wegen mangelnder Körpergröße unter der Hochsprungstange durchzuhüpfen?

Und außerdem: Würden die Bundesjugendspiele abgeschafft werden, müsste dann nicht auch das Singen im Musikunterricht Geschichte sein? Eine Gesangsstimme ist schließlich auch nicht jedem in die Wiege gelegt. Warum hat die Mutter aus Konstanz die Spiele nicht einfach zum Anlass genommen, ihrem Sohn zu erklären, mit Misserfolgen umzugehen? Denn mal ehrlich: Das Leben wird für ihn wie uns alle davon wohl oder übel noch so einige bereithalten.

Würdet ihr die Petition gegen die Bundesjugendspiele unterzeichnen? Und wenn ja, warum? Sagt es uns auf spreewild.de

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