Schulverweis für die Bundeswehr

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Josephine Valeske möchte nicht, dass die Bundeswehr an Schulen wirbt. Foto: Privat

Stellt euch vor, ihr beginnt euren Schultag wie üblich mit einem Blick auf den Vertretungsplan. Doch statt der üblichen Schulsprecherwahlanzeigen und AG-Veröffentlichungen flackert ein Werbespot der Bundeswehr über den Bildschirm. Und zwar den ganzen Tag. Das erlebten die Schüler des Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums vor einigen Wochen. Und nicht nur dort sind die Streitkräfte präsent, momentan kann man kaum ein Volksfest besuchen, ohne auf einen Stand mit dem „Wir. Dienen. Deutschland.“-Aufdruck zu stoßen (und sich zu fragen, wer hier die Zeichensetzung verbrochen hat).

In Bahnen, im Radio und eben auch in Schulen wird geworben, was das Zeug hält. Das ist kein Wunder: Weil der Bundeswehr seit der Abschaffung der Wehrpflicht der Nachwuchs ausgeht, hat sie ihre Ausgaben für Werbung kräftig gesteigert. So hat sich der Etat für Werbemaßnahmen an Schulen seit 2009 mehr als verdoppelt und liegt heute bei mehr als einer halben Million Euro. Im öffentlichen Raum ist solche Werbung zwar für viele störend, aber auch nicht mehr als die anderer Firmen. An Schulen sollte sie jedoch verboten werden. 
Das Schöneberger Robert-Blum-Gymnasium ist vor Kurzem mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden, weil es von der Schulkonferenz zur „Schule ohne Militär“ gemacht wurde. Der Berliner Senat erklärte diesen Beschluss des Gymnasiums für ungültig. Die Begründung: Die Schule käme ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag nicht nach. Ich bin der Meinung, dass sie den gerade durch das Hausverbot für die Streitkräfte erfüllt.

Nichts spricht dagegen, Bundeswehrbefürworter und -gegner zu einem Gespräch in die Schule einzuladen und sie vor den Schülern diskutieren zu lassen. Einseitiges Werben sollte es aber nicht geben dürfen – allein schon deshalb, weil Schulen eine gesetzliche Pflicht zu Neutralität haben und daher beispielsweise auch der Wahlkampf auf dem Schulgelände verboten ist. Über Spots und Plakate wird, wie in jeder Werbung, ein geschöntes Bild vermittelt, das nicht der Realität entspricht und den Blick der Schüler verklären kann. Wer sich bei der Bundeswehr bewirbt, sollte das deshalb nicht auf Grundlage von Werbespots tun, in denen vor allem hohe Gehälter angepriesen werden, sondern auf Grundlage unabhängiger Informationen.

 

Von Josephine Valeske, 17 Jahre


 

Sollte die Bundeswehr weiterhin an Schulen werben dürfen? Diskutiert mit uns!

 

 

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