Mehr Politikunterricht wagen

Um die Frau rechts zu kennen, braucht es keinen Politikunterricht. Aber wer ist der Mann? Richtig: Litauens Ministerpräsident Algirdas Butkevicius. Foto:Maurizio Gambarini/DPA
Um die Frau rechts zu kennen, braucht es keinen Politikunterricht. Aber wer ist der Mann? Richtig: Litauens Ministerpräsident Algirdas Butkevicius.
Foto:Maurizio Gambarini/DPA

Das Fach ist an Berliner Schulen keine Pflicht. Eine Initiative von Schülern will das ändern

 

Von Lisa Opolka, 18 Jahre

 

Sag mir, was deine Eltern verdienen, und ich sage dir, ob du wählen gehst.“ So fasst der Sozialwissenschaftler Holger Onken das Ergebnis einer Studie zusammen, die am 6. Juni in Berlin vorgestellt wurde. Der soziale Hintergrund spielt in Deutschland nicht nur eine Rolle für den Schulerfolg, sondern hat auch Auswirkungen auf das politische Interesse und Engagement Jugendlicher. Das zeigt die Untersuchung, die Onken zusammen mit anderen Wissenschaftlern im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt hat.

Befragt wurden dazu bundesweit 1 153 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren. Im Zentrum stand die Frage, welchen Einfluss ein guter Politikunterricht auf die Bereitschaft von Jugendlichen haben kann, sich politisch zu beteiligen.

Jugendliche aus finanziell bessergestellten Familien suchen demnach häufiger aktiv nach politischen Informationen. Für sozial schlechter gestellte Jugendliche hingegen sei die Schule meist der einzige Ort, wo sie mit Politik in Berührung kommen. Ein guter Politikunterricht könne laut der Studie für Schüler mit geringer Bildung der Schlüssel zu mehr Teilhabe sein.

In der Praxis bestehe allerdings noch Handlungsbedarf: „Schule als Lernort für Demokratie scheint immer noch ein fernes Ziel“, stellt die Friedrich-Ebert-Stiftung in ihrem Vorwort zu der Studie fest.

Politik in den Berliner Stundenplänen fester zu verankern, hat sich die Schülerinitiative „Politik als Schulfach“ zum Ziel gemacht. „Die Studie hat uns in unserer Absicht, den Politikunterricht zu stärken, bestätigt. Wir hoffen, dass insbesondere an Sekundarschulen der Politikunterricht wieder mehr Raum erhalten wird“, erklärt Abiturientin Ruth Appel die Initiative. Die Schüler hoffen bald erste Erfolge vorweisen zu können: So soll der Sozialkundeunterricht, den man inhaltlich auch Politikunterricht nennen könnte und der bislang kein eigenes Fach, sondern nur ein Bestandteil des Geschichtsunterrichts war, künftig getrennt benotet werden, damit Politik im Schulalltag auch wirklich unterrichtet wird. Auf Drängen der Initiative werden in der Senatsverwaltung gerade Modelle erprobt, mit denen sich ein gesondertes Fach Politik ohne Mehrbelastung für die Schüler in die vollen Stundenpläne einbetten ließe.

Mitautor Dirk Lange dankte der Initiative. Die Aussicht, in Berlin politische Bildung als Schulfach in Zukunft fester zu verankern, habe man maßgeblich ihr zu verdanken. Bis solche Änderungen tatsächlich an den Schulen ankommen, wird es aber wohl noch einige Zeit dauern.

 

 

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