Sie sind viele, sie sind laut

Yonatan Levi (mit Kopfhörern, links) vom Social Protest Movement Tel Aviv und Ìnigo Errejón Galván (mit Kopfhörern, rechts) von der Bewegung "15M" aus Madrid haben sich in ihren jeweiligen Heimatländern dem Protest angeschlossen. In Berlin tauschten sie sich mit anderen Aktivisten und Politikern aus. Foto: Diana Höhne

Und sie waren da: Junge Occupy-Aktivisten aus aller Welt diskutierten in Berlin mit Politikern


Von Marie-Sophie Röder, 18 Jahre


Wenn das Verlangen nach Veränderung so unendlich groß ist wie zurzeit, dann lassen sich einzelne Wünsche nur vage ausdrücken“, sagt Yonatan Levi, ein israelischer Journalist, der mit dem Social Protest Movement in Tel Aviv derzeit gegen die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Missstände demons­triert. Ihm gegenüber sitzen eifrig nickende Menschen aus Spanien, Italien, Deutschland und den USA – sie alle gehen als Teil der Occupy-Bewegung auf die Straße, um unter anderem gegen die Krisenpolitik ­ihrer jeweiligen Länder, die Macht der Finanzmärkte und die hohe Jugendarbeitslosigkeit zu protestieren.


Einzig Sigmar Gabriel (SPD) traut sich noch nicht so recht, dem jungen Israeli Recht zu geben. Unter dem Motto „Wir sind viele“ stand der Politiker am 24. November in der Kulturbrauerei im Dialog mit den Protestierenden.


Max Berger von der „Occupy Wall Street“-Bewegung in New York, mit der alles angefangen hat, erzählt von dem Wunsch, das Schweigen über die Gründe für die Finanzkrise und unumwindbare Auswege zu brechen. „Durch das Netz der Bewegung können wir uns an einem Abend mit 300 Amerikanern austauschen, das ist überwältigend. So kann man die Grundrisse eines Landes verändern“, sagt er. Dass die Macht vom Volk ausgehen muss, bestätigten weitere Beispiele aus Spanien und Italien, wo derzeit viele junge Leute als Zeichen gegen politische Korruption auf öffentlichen Plätzen kampieren. Plötzlich schwärmt auch Gabriel von Demonstrationen und Protesten, an denen er einst teilnahm. Doch er  weist auch darauf hin, dass die Demonstranten konkrete Vorschläge machen müssen, wenn sie Veränderung wollen.


Als eine junge Spanierin unter Tränen von den sozialen Missständen in ihrer Heimat und der Ignoranz der Politiker gegenüber der hohen Jugendarbeitslosigkeit erzählt, wird deutlich, dass Gabriels Interesse an der Meinung der jungen Leute keinesfalls selbstverständlich ist.


Dass der Dialog zwischen Politik und Volk Sinn macht, zeigte der Abend in der Kulturbrauerei sehr deutlich. Ferner bewies die lebhafte Diskussion, dass die Stimme der Bürger laut ist. So laut, dass Sigmar Gabriel selbst lange nach Abschluss des Abends nicht aufhören konnte, den Dialog weiter zu vertiefen.


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